2023- Divide et impera – ist 17 die neue 42?

Zu Zeiten Machiavellis war die Imkerei nach heutigen Erkenntnissen und entsprechenden Funden in Ägypten und Israel schon mindestens etwa 2.000 Jahre alt während hierzulande erst ab etwa 500 vor Christus nachgewiesen wurde, Imkerzünfte und Berufsimkerei erst ab dem 14. bzw. 16. Jahrhundert.

Niccolò Machiavelli in einem Bildnis von Santi di Tito – https://de.wikipedia.org/wiki/Niccol%C3%B2_Machiavelli

Schon damals praktizierten die Bienenvölker ein „Ritual“ zur Stärkung und Gesunderhaltung ihrer Art: das Schwärmen. Ein Teil des Volkes fliegt meist im Frühjahr von April bis Juni mit der (alten) Königin aus und sucht sich ein neues Zuhause. Nachdem sie am bisherigen Platz neue Königinzellen angelegt haben und dort eine junge Herrscherin nachwächst.

Die Zeiten, als Bienenvölker noch problemlos in alten Baumhöhlen hausen konnten, sind zwar zumindest in Europa vorbei – dazu sind natürliche, ausreichend große Baumhöhlen kaum mehr vorhanden. Außerdem sind die Bienen der Varroa-Milbe ohne Behandlung schutzlos ausgeliefert, weshalb ausgeschwärmte Völker in freier Wildbahn kaum Überlebenschancen haben. Zumindest, solange sich die Forschung zu varroaresistenten Bienen, die seit einigen Jahren läuft und bis hin zur DNA-Analyse getrieben wird, noch nicht wirklich mit langfristig erprobten Züchtungserfolgen glänzen und Zuchtmaterial für jeden Imker bereitsteht. Aber das ändert nichts an dem erblich bedingten Drang der Völker, sich zu vermehren und zu teilen. Und dem daraus folgenden Problem für die zuhause verbliebenen Bienen und den Imker, der plötzlich ein auf die Hälfte reduziertes Volk hat und den Verlust einer großen Menge Honigs verkraften muss, den der flüchtende Teil des Volkes als Reiseproviant mitgenommen hat.

Und was hat das jetzt mit mir zu tun?

Nachdem das Jahr 2023 ziemlich spannend begonnen hatte, gab es für Volk „Silke“ zeitgleich mit der Salweidenblüte auch den Honigraum. Vielleicht etwas früh, aber das Volk ist so stark, die schaffen das schon. Trotz des teils ziemlich widerlichen Wetters:

Aprilwetter Mitte März

Aber irgendwann ging es dann doch los mit der Blüte, ruck zuck, wie jedes Jahr kurz nach der Salweidenblüte erkennbar am Kirschbaum:

Glück ist die bekanntlich positive Differenz zwischen Erwartung und Realität. Vielleicht habe ich ja dieses „Glück“ und kann dieses Jahr zweimal ernten. Könnte schwierig werden, nachdem am 03.05.2023 „Silke“ geschwärmt ist – trotz wöchentlicher Kippkontrolle, ausreichend zur Verfügung gestelltem Bauraum und immer wieder entnommenem Drohnenrahmen. Vermutlich habe ich bei der Kippkontrolle irgendwo eine Weiselzelle übersehen. Andererseits will ich ja auch nicht jedes Mal alle Waben ziehen, abschütteln und so die Bienen jeden Samstag stressen. Wo ist der goldene Mittelweg?

Nachmittags gegen 1530 Uhr klingelt es an der Tür und ein Nachbar steht da und fragt, was denn mit meinen Bienen los wäre. Ein Riesen-Radau mit wildem Summen und Fliegen und nun hingen sie in seiner Tanne. Das kam mir aus meiner Anfangszeit bekannt vor. Auch damals schwärmte mein Volk, 20 Meter weiter in eine hohe Buche. Na jedenfalls hingen Sie da, oben in seiner Tanne, etwa 6 Meter hoch, unerreichbar für eine normale Leiter, die man mal so in jedem Haushalt hat.

Nach den Erfahrungen mit „Kathrin“ und der damaligen Anfrage bei der Feuerwehr hatte ich zugegebenermaßen nicht viel Hoffnung, dass die helfen würden. Aber nachdem ich ja noch einen Platz aus dem letzes Jahr ausgeräuberten Volk frei habe, rief ich an. 112. „Ist eigentlich kein wirklicher Notfall, aber im Nachbarbaum hängt ein Bienenvolk in 6 Metern Höhe und wir kommen nicht ran.“ Freundliches Gespräch mit einem sehr netten Menschen in der Einsatzzentrale, sie kommen mit der Drehleiter. Das hörte sich bei meiner letzten schriftlichen Anfrage 2022 noch ganz anders an. Aber gut, schauen wir mal, wie das Ganze ablief:

Fazit: Volk gefangen, Königin scheint dabei zu sein, keine Verletzten, Baum mit der Akku-Säbelsäge und einer stumpfen Astschere etwas gestutzt (mit Zustimmung des Nachbarn natürlich), dort brütende Tauben verschont und endlich mal mit einer Drehleiter aufgestiegen. Das rechne ich schon zum oben erwähnten „Glück“. Der Schwarm steht jetzt am Zweit-Standort in einer eigenen Beute mit ausreichend Rähmchen (wie gewohnt im Schema

„< M L M M M M M M M M M F T“ (Flugloch, Mittelwand, Leerrähmchen, Futtertasche, Trennschied)

und etwas Zuckerwasser 3:2 für den Anfang ausgestattet und darf sich beweisen. Daumen drücken. Hat bei „Kathrin“ ja auch funktioniert. Die steht recht gut da, baut sehr schöne Brutfelder und hat – auch wenn das etwas sehr optimistisch ist – auch einen Honigraum bekommen. Reicht vielleicht noch für Lindenhonig. Zucker kostet übrigens immer noch rund doppelt so viel wie im letzten Jahr: 1,49 EUR statt 0,79 EUR.

Ich denke, sobald es sich in den nächsten Wochen als überlebendes Völkchen erweist, nennen wir es „Nathie“ [’naːtaːli̯ə] 🙂 – schließlich ist es ein Schwarmableger von „Silke“, meinem bisherigen Vorzeigevolk und Haupthoniglieferant. Hat jemand Einwände?

An diesem Abend war ich wieder ziemlich fertig. Ich bezweifle, dass Machiavelli das in seinem an den Fürsten Medici gerichteten Buch erwähnt hat, aber irgendwie ist das Teilen für Bienen und Imker doch ziemlich stressig. Und entgegen einiger Vermutungen stammt „divide et impera“ definitiv nicht aus der Römerzeit und schon gar nicht von Gaius Iulius Caesar, auch wenn damals schon in gewisser Weise verschiedene Manipulationen der Massen praktiziert wurden. Durchatmen.

Kommen wir nun zum zweiten, vielleicht Haupt-Thema des heutigen Beitrags und der Frage, ob die 17 die neue 42 ist. Zuhause, im Hotel, auf Norderney, in Basel, wo man hinschaut macht sie sich breit, diese 17. Jeder hat sie schon gesehen, 17 an der Zahl, wie 11 auf einen Streich.

Die 17 ist etwas anderes als die im Vergleich langweilige 23, die mir persönlich erst durch den Film „23 – Nichts ist so, wie es scheint (1998)“ aufgefallen war und mit den Illuminaten in Verbindung gebracht wird. Nein, die 17 kommt in meinem persönlichen Alltag so häufig vor, dass sie mir hier erwähnenswert ist. Ein Blick auf allgemein bekannte Vorkommen zeigt folgende Fundstellen:

  • 17 Jahr‘, blondes Haar, so stehst du vor mir…
  • Mit 17 hat man noch Träume…
  • Du kannst nicht immer 17 sein…
  • 1 Sonne und 7 Planeten – ok, ok, eigentlich 9, aber Pluto ist schon raus und der 8. wird bestimmt auch bald gecancelt, wenn er sich nicht richtig benimmt.
  • 17 in ihrer Darstellung als Fermatsche Primzahl ermöglicht es, das regelmäßige Siebzehneck mit Lineal und Zirkel zu konstruieren – das wollte ich schon immer mal, ihr nicht?
  • 17 und 4 als Kartenspiel
  • 17 auf einen Streich (ich weiß, es waren nur 7, aber ich borge mir die 1 vom Streich)
  • 17 Farben im Logo der Agenda 2030 der Vereinten Nationen für deren 17 Ziele zur Nachhaltigkeit – muss man nicht mögen, schon allein wegen Typen wie Klaus Schwab und seinen Jüngern, die uns jetzt auf Biegen und Brechen in die Steinzeit zurück katapultieren wollen. Obwohl man damals schon mit Holz heizte. Aber im Gegensatz zur Umsetzung finde ich das Logo klasse, Farbenkreise sind immer schön. Ein Bild zum Nachzählen gefällig?
  • Trick 17 als intelligente, originelle und verblüffende Lösung für Probleme aller Art
  • 17 Zoll-Notebooks und 17 Zoll-Reifen sind besser als 15 Zoll
  • Reihe 17 fehlt in Flugzeugen der Alitalia
  • 17er bzw. Siebzehner = Flaschenöffner (für Kronkorken) im Handwerker-Jargon
  • § 17 HGB zur Firma eine Kaufmanns
  • § 17 STVG zur Schadensverursachung durch mehrere Kraftfahrzeuge
  • § 17 StGB zum Verbotsirrtum beim Begehen einer Tat
  • § 17 BJagdG zur Versagung des Jagdscheines
  • Art. 17 DSGVO Recht auf Löschung („Recht auf Vergessenwerden“)
  • aktuell „regiert“ uns der 17. Landtag in Baden-Württemberg – für all die, die das noch als „regieren“ bezeichnen. Dass der am 14.03.2021 gewählt wurde, was in der Quersumme 13 ergibt, soll uns hier nicht aufhalten.
  • 17. Juni = Tage der deutschen Einheit (ich sag nix) bzw. Tag des Aufstands 1953
  • 17.04.1593 Geburtstag von Mumtaz Mahal, ihr Todestag war am 17.06.1631 – kennt ihr nicht? Das war doch die indische Kaisergemahlin, für die ihr Ehemann Großmogul Shah Jahan nach ihrem Tod bei der Geburt ihres 14. Kindes von über 20.000 Arbeitern das berühmte Taj Mahal (1631–1648) als Grabmal errichten ließ…
  • James Last, Bill Ramsey und Ken Duken haben ebenfalls an einem 17. Geburtstag (wie Margot Honecker, aber die verschweig‘ ich besser)
  • 17 „der Stern“ im Tarot steht für Unsterblichkeit
  • 17 ergibt in der Quersumme 8, die unendliche Schleife
  • 1 Woche, 7 Tage
  • 1 Wolf und 7 Geißlein
  • 1 Welt und 7 Weltwunder – oder sind’s schon 8?
  • 1 Wirtschaftszyklus alle 7 Jahre
  • 1 Veränderung im Leben jedes Menschen ungefähr alle 7 Jahre

Und jetzt zu eigenen Beobachtungen:

  • 17 Schritte von unserer Eingangspforte im Westflügel bis zum Terrassentor des Ostflügels
  • 17 Sekunden, bis genug Kaffeepulver in den Siebträger gemahlen ist
  • 17 Sekunden, bis genug Heißwasser für einen Espresso bezogen wurde
  • 17 Sekunden braucht der Rolladenmotor zum Öffnen
  • im 17. Lebensjahr die Liebe meines Lebens kennengelernt
  • „Kurz mal auf die 17 gehen“ als Geheimcode in der Durchsage per Lautsprecher in Kaufhäusern für einen Gang auf die Toilette
  • Zuckerpreis 2022 von 0,79 EUR hatte Quersumme 17 – eigentlich 16, aber zusammen mit 1 Kilo…

Klingt nach „ziemlich weit hergeholt“? Oder „an den Haaren herbeigezogen“? Ich kann euch versichern (Ehrenwort) und bin mir jeden Tag aufs Neue beim Blick in den Spiegel sicher: da ist nix mit Haaren, schon gar nicht herbeigezogen! Auch das nächste und letzte Beispiel für die Bedeutungskraft der 17 ist real und kann von jedem nachgeprüft werden:

  • 17 Verbindungen halten die beiden zusammen und jedes Mal sind 17 Verknüpfungen zu trennen – kennt jeder, aber wer weiß, was das ist? Beginnen wir mit dem entsprechenden Geräusch:

Tipp 1: Nahaufnahme:

Tipp 1: Abreißen und Trennen (teile und herrsche) ist beabsichtigt und zwingend notwendig…

Tipp 3: brauchen die meisten mindestens 1 bis 2 Mal am Tag…

Eine gesonderte Auflösung braucht’s nun wahrscheinlich nicht mehr. Höchstens eine Verifizierung durch euch zuhause. Ich freue mich auf entsprechende Kommentare – verblüffte Bestätigungen oder vehemente Gegenbeispiele oder zähneknirschende vergebliche Zählversuche. Bis bald.

2023-02-11 Es brennt und klopft und summt und tropft…

Ich geb’s zu: Ich hatte ganz vergessen, über ein unerwartetes Ereignis im vergangenen Jahr zu berichten. Aber es war einfach zu viel los und manches braucht etwas Zeit, um sich zu entwickeln und als – im Nachhinein betrachtet – doch noch erwähnenswert zu erweisen.

Es war schon im September und der Verlust eines Volks durch Räuberei (ja, das ärgert mich immer noch) steckte mir noch tief in den Knochen. Auch heute noch, denn wenn ein Bienenvolk stirbt, ist es nach gängiger Auffassung vieler Imker meist die Schuld des Imkers selbst. So sah es ja damals und kurz vor dem Ende aus:

Ich hätte vielleicht gleich das Flugloch auf eine Breite von 1 bis 2 Bienen verengen sollen. Vertropft und damit fahrlässig Räuberbienen angelockt hatte ich nichts, da bin ich mir sicher. Ich hatte „eigentlich“ schon mit dem Jahr abgeschlossen, war beinahe mit der Sommerbehandlung und dem Einfüttern für den kommenden Winter durch und bereitete mich angesichts der im Handel mehr und mehr auftretenden Lebkuchen und Marzipanbrote auf Weihnachten vor – das Fest der Kalorien und Fettzellen Besinnung und Ruhe – als am späten Nachmittag des 07. September plötzlich das Telefon klingelte und ich einen unerwarteten Anruf erhielt. Die weibliche Stimme klang etwas verzweifelt und fragte:

„Du bist doch Imker, oder? Kannst du mir helfen? Bei mir ist da ein Gesumme und Gefliege im Garten und ich kann nicht mehr auf meiner Liege liegen. Ist das gefährlich? Was kann ich da machen?“

Ja, das fragte ich mich auch, denn die Dämmerung war nah und bis ich dorthin gefahren wäre, war es vielleicht schon (zu) dunkel, das Volk weitergeflogen oder ohne Licht unfähig, den Weg in irgendeine Fangkiste zu finden. Wenn es denn überhaupt Bienen waren und keine Wespen oder Hornissen oder ähnliches. Der Laie wirft da ja manchmal etwas durcheinander. Das Foto war jedoch ziemlich eindeutig:

Nach kurzer Analyse (Imker: ja, inzwischen würde ich das bejahen. Helfen können: ebenfalls ja, vermutlich. Vorbeikommen: Google-Maps zeigt etwa 15 Minuten, also auch ja.) und nach einigen erfolglosen Kontaktversuchen bei örtlichen und weniger örtlichen Imkern, Imkervereinen, der Berufsfeuerwehr und meinem ebenfalls in dieser Richtung vorbelasteten Philipp, der schon beim letzten Schwarmfang dabei war, fuhren wir beide gemeinsam zum Tatort. Ohne Blaulicht, ohne Martinshorn. (Das nennt man heutzutage ja sowieso anders, Ton- und Lichtsignal, Einsatzhorn, Folgetonhorn etc. und wer’s genau wissen will, für den erwähne ich am Rande, dass es auch Tests in Deutschland für Yelp-Signale wie dieses

und auch für Wail-Signale wie dieses

gab…) Wo wir gerade beim Thema sind: nachfolgend ein kleiner Exkurs zum Thema Feuerwehr, Bienenschwarm und dem bislang auch bei mir verbreiteten Irrtum, die Herren in Rot hülfen beim Einfangen:

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Die Karlsruher (Berufs-)Feuerwehr meinte, dass von einem Bienenschwarm auf einem Privatgrundstück grundsätzlich keine Gefahr für das öffentliche Gemeinwesen ausgeht und dass sich auch weder Menschen noch Bienen in einer lebensbedrohlichen Lage befinden.

Das sehen die manchmal, selten, nur ganz vereinzelt gestochenen Entdecker oft anders. Und dass Bienen in wenigen Tagen, wenn nicht gar über die kühle Nacht bis zum nächsten Morgen sterben, wenn sie nicht in eine Behausung umgezogen und gefüttert werden, ist nach heutiger Lesart wohl keine lebensbedrohliche Lage – sie fliegen, bestäuben, summen und leben einfach nicht mehr. Dass außerdem – wie ebenfalls vorgeschlagen – die Imkerinnung und örtliche Imkervereine in so einem „Notfall“ weiterhelfen, aber nur per Fax und E-Mail in ein paar Tagen und ad hoc telefonisch nicht erreichbar sind, scheint ebenfalls unbekannt, aber kein Problem zu sein.

Letztlich helfe ja das Telefonbuch weiter. Sicher. Damit sollen wohl unbedarfte und alleingelassene Finder um sich schlagen oder die Bienen aus dem Garten vertreiben. Denn da findet sich so gut wie gar nichts, außer Insektenbekämpfer und Kammerjäger, die wir da ja nicht wirklich haben wollen. Vielleicht könnte man auch hilfsweise einen Brand legen, damit der Löschzug mit Leiter anrückt.

Ok, die letzten Tipps waren satirisch gemeint und stellen keinen Aufruf zur Nachahmung dar. Ich frage mich nur, warum die Berufsfeuerwehr Karlsruhe noch vor etwa 5 Jahren mit einem riesigen Leiterfahrzeug anrückte, um meine abgeschwärmten Bienen aus dem Baum des Nachbarn in der Nähe zu fischen. Einsparmaßnahmen? Rückbesinnung auf Kernkompetenzen? Oder waren der damalige Einsatzleiter bzw. sein Bruder vielleicht nebenberuflich Imker und dachten sich: „Hey, so ne kurze Übung wäre doch super. Endlich mal wieder ohne Atemschutzmaske auf die Leiter. Das Wetter passt auch und bevor wir den alten Sprit ablassen müssen…“

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Zurück zu unserer Geschichte: Da flogen sie also, rund um das Kopfteil der Liege im Garten und die dort hängende Königin herum. Ein kleines Bienenvölkchen, ein oder zwei Handvoll vielleicht, nicht viel mehr. Wohlgemerkt im September. Weit nach der üblichen Schwarmzeit und „eigentlich“ sollten die schon mitten in der Einfütterung und Varroabehandlung für den Winter stehen. Ihr Imker hat wohl irgendetwas falsch gemacht (zur Schuldfrage s.o.).

Da es in diesem Jahr schon der zweite Schwarm war, den wir gemeinsam gefangen hatten, lief es vergleichsweise routiniert ab und ich war wie immer froh, nicht allein zu sein: Schutzkleidung, Wassersprüher gefüllt, Karton oder Ablegerkasten drunter, einschlagen, warten bis sich alles beruhigt und möglichst 99,9 Prozent im Kasten waren und dann wieder mit Summsel und Brummsel im Kofferraum nach Hause. Ein mulmiges Gefühl, das sich auch nicht bessert, wenn man dreimal nachschaut, ob die Kiste auch wirklich bienendicht ist und die Spanngurte auch wirklich alle fest angezogen sind. Aber vermutlich haben die Tierchen aufgrund der ungewohnten Situation noch mehr Angst als wir.

Zuhause dann das Völkchen aufstellen, mit 2 bis 3 ausgebauten und leeren Rähmchen ausstatten, etwas Flüssigfutter geben und erstmal für 2 Tage geschlossen halten. Danach das übliche Auffüttern und weitere Rähmchen zugeben – hört sich irgendwie an wie ein Kochrezept bei Chefkoch

Die Varroabehandlung hatte ich diesmal vor lauter Stress vergessen, die macht „man“ ja normalerweise gleich. Aber das wurde im Oktober (Ameisensäure) und Dezember (Oxalsäure) nachgeholt. Der vergleichsweise kräftige Flugbetrieb machte Mut und gab keinen Anlass zur Sorge:

Über den Jahreswechsel und die mal kälteren, mal wärmeren Perioden hinweg, hatte ich dann die 3 Völker stets im Blick. Naja, nicht ganz, förmlich sehen kann ich von zuhause aus nur 2, aber ganz sicher waren mir alle 3 im Kopf.

Damit wir mit den Zahlen nicht durcheinander geraten, habe ich jetzt Namen vergeben. Volk001 heißt künftig „Silke“, Volk002 „Katrin“ und Volk003 „Philipp“. Das bewahrt mich davor, noch allzu viele weitere Völker heranzuholen. Hoffe ich.

Einige Medien hatten ja berichtet, dass „die Imker“ jetzt große Sorgen haben, weil die Völker bei wärmeren Tagen (ab etwa 8 bis 9 Grad) ausfliegen, einige sogar zu brüten beginnen und das Warmhalten der Brut dann unnötig und gefährlich viel Futter verbraucht. Viele, wenigstens die meisten oder vielleicht auch alle Medien pauschalisieren ja gerne, meistens sind es aber nur die berüchtigten „63 Prozent einer Umfrage“. Ich natürlich nicht. Und große Sorgen machte ich mir auch nicht, schließlich waren Silke und Katrin ja im Herbst gut eingefüttert und alle drei Völker im Dezember nochmal mit Oxalsäure gegen die Varroa behandelt worden.

Nahrung und Gesundheit? Check.
Warum sind es „immer“ 63 Prozent bei Umfragen? Keine Ahnung.

Bei Katrin war ich mir nicht ganz sicher. Es war ja nur ein kleines Völkchen und die hatten vor dem Winter noch nicht die nötige Bienenmasse, um ausreichend Futterreserven heranzuholen, zu verarbeiten und zu verdeckeln. Also bekam Katrin im Januar kurzerhand 2 Liter Flüssigfutter per Futterrähmchen direkt an die Wintertraube eingehängt. Das sollte dann zusammen mit dem vorhandenen Rest bis März und Frühlingsbeginn reichen. Statistisch geht angeblich 1 kg Futter pro Wintermonat weg. Die Waage hilft mir dabei bequem, das notfalls täglich zu überwachen. Eigentlich. Ich bleibe dran, wir werden sehen und ihr es lesen.

Und zum Thema „Optimismus bei Reparaturen“ gab es auch Neuigkeiten: Für die nächsten hundert Jahre hat die bekannte Albkapelle ein neues Dach erhalten:

Weil meine eigenen Operationen offensichtlich keine hundert Jahre halten und meine Siebträgermaschine schon wieder durch penetrantes Zischen auf sich aufmerksam gemacht hat – ihr erinnert euch an den Beitrag vom 27. November – galt es „Nägli mit Köpfli“ zu machen und die neurotischen neuralgischen Stellen wurden mit Teflonband abzudichten:

Ach ne, stop. Das war die Heizung, die bekam ein neues Umschaltventil, rechts unten, klein, schwarz, teuer und wie üblich für so „kleine schwarze“ nicht für unter 200 EUR zu haben. Aber unentbehrlich, wenn man nicht nur dauerhaft heißes Wasser oder nur dauerhaft heiße Heizkörper haben will, und es der Heizung völlig wurscht ist, in welche Richtung man Thermostat und Regelung dreht…

Das hier ist das richtige Bild mit den abgedichteten Gewinden:

Ich fress‘ einen Bären, wenn das nochmal…

2022-11-27 Räuber, Motten und Messer

Einiges hat sich ja schon im näheren Umfeld herumgesprochen, aber für alle anderen und letztlich auch für mich selbst schildere ich nachfolgend einige Ereignisse der letzten Monate, die es wert sind, erwähnt und festgehalten zu werden.

Sei meinem letzten Beitrag im August war ich immer wieder an dem Punkt „Zeit, einen neuen Blogeintrag zu schreiben“, konnte mich aber letztlich stets aufs Neue selbst dazu überreden, dass da ja sicherlich noch einiges schöneres, wichtigeres oder spannenderes hinzukommen würde. Schauen wir also mal kurz chronologisch zurück.

Im September 2022 war der Verlust des Volks 002 wohl die einschneidendste Erfahrung. Das Einfüttern für den Winter hatte bereits begonnen (der Preis für stinknormalen raffinierten Zucker ist von 0,79 EUR auf 1,29 EUR pro kg gestiegen, schon gemerkt?) und ich war bemüht, dabei keine Fehler zu machen:

  • Nicht kleckern,
  • Nur abends füttern, wenn kein Flugbetrieb mehr herrscht,
  • Flugloch verkleinern,

alles Dinge, die mein bisheriges Wissen und die panische Suche nach Ursache und Lösung im Internet so hergeben und die im Allgemeinen als Kardinalfehler bekannt sind. Aber irgendwas hat doch nicht gepasst und so hatten sich hunderte hungrige Mäuler bei diesem Volk eingefunden.

So ging das zwei Tage, bis wir es bemerkten. Die fremden Räuber sind dort eingefallen und haben in kurzer Zeit das Volk so geschwächt und seine Vorräte gestohlen, sodass am Ende nur ein paar verwirrte Bienen auf den leeren Waben übriggeblieben sind. Da half es auch nichts mehr, das Flugloch von zwei auf eine Bienenbreite einzuengen und Zweige und Steine vor das Flugloch zu stellen. Auch ein kurzzeitiger 3-tägiger Verschluss führte nicht mehr zum Erfolg. Am Ende musste ich die Beute ausräumen, die leeren Rähmchen zum Ausschmelzen einpacken und hoffen, dass das direkt daneben stehende Volk 003 unbeschadet bleibt und sich die immer noch fliegenden Räuberbienen an der leeren Beute sattsehen und aufgeben. Auch wenn sie nach neuester Definition wohl nicht wirklich gestorben sind, sondern einfach nur nicht mehr atmen, fliegen, sammeln und summen…

R.I.P Volk002 😦

Und wenn wir gerade beim Sterben sind: Ganz nebenbei hat eine meiner Bienenstockwaagen sporadisch den Geist aufgegeben. Also nicht ganz, sondern nur immer wieder mal, nach etwa 2 bis 4 Tagen war sie nicht mehr erreichbar. Tot. Oder scheintot. DeepSleep sozusagen. Denn nach dem Ab- und Wiederanstecken der Batterie funktionierte sie wieder für weitere 2 bis 4 tage. Glücklicherweise war der Support des Herstellers nach einigen (anstrengenden) Versuchen per Internet-Chat bereit, die Elektronik zu tauschen.

Bienen sind eines, das normale – Zisch – Leben drumherum bekanntlich etwas gaaanz anderes. – Zisch – Auch da hat sich einiges getan, das – Zisch – getan werden musste und keinen Aufschub erlaubte. – Zisch – Während draußen vor Volk001 – Zisch – ein paar hartnäckige Hornissen wie die Geier über dem Kadaver kreisten, um – Zisch – sich im Flug eines meiner Mädels zu greifen,

hörte ich – Zisch – immer wieder dieses komische Zischen aus der Küche. – Zisch – Jeder weiß, so ein außerplanmäßiges Zischen heißt nichts Gutes – Zisch – und so ließ ich die sterbende Hornisse weitersterben – Zisch – und beschäftigte mich der Suche nach der Quelle des Zischens.

– Zisch –

Lange suchen musste ich nicht, so groß – Zisch – ist unser Ostflügel nicht, und der Übeltäter war relativ schnell – Zisch – gefunden: Meine Siebträgermaschine. Also Stecker raus, – Zisch – Gehäuse weggeschraubt – Zisch – und beobachtet – Zisch – woher dieses – Zisch – nervige Zischen kommt (für Ungeduldige ab Sekunde 15):

Zum Glück habe ich in den zwischenzeitlich mehr als 10 Jahren Lebensgemeinschaft mit diesem Maschiiensche (ja, die kommt aus Heidelberg) schon etwas Erfahrungen gesammelt und konnte das Leck selbst beheben. Herrichten und Verräumen des Werkzeugs dauerte fast länger als Ausbau, Säubern und Entkalken der betroffenen Teile. Nun läuft sie wieder und spendet zischfreien Espresso, Cappuccino oder Latte macchiato.

Nach diesen beiden Schocks war höchste Zeit für Erholungsmaßnahmen und ein paar Kilometer weiter im nahegelegenen Schwarzwald hatten wir entschädigende schöne Momente und Gelegenheiten für Detailaufnahmen:

Wenn ich gewusst hätte… So beginnen viele Erzählungen über Geschehnisse im Nachhinein, die – wenn Ursache und Wirkung bekannt gewesen wären – viel Arbeit erspart hätten. In diesem Fall „Wachsmotten„. Was genau das ist und wie sie ihren Lebensunterhalt und ihr manchmal kurzes, aber intensives Dasein gestalten, kann man woanders nachlesen. Ich habe jetzt auch auf diesem Feld einschlägige Erfahrungen gesammelt und weiß, worauf ich künftig achte und was ich unbedingt vermeiden muss:

  • Ausgebaute oder gefüllte Rähmchen nicht in Kartons aufbewahren
  • Das Zukleben mit Kreppband hilft nicht
  • Rähmchen immer schnellstmöglich zur Wachsgewinnung einschmelzen
  • Nie verraten, was man denn schon wieder so lange rumpelnd und fluchend im Keller macht…

Der Plan:
Ich hatte mir vorgenommen, die beim Ausräumen von Volk003 stammenden Rähmchen irgendwann im Winter, wenn es draußen kalt ist und kein Flugbetrieb herrscht, auszuschmelzen und das so gewonnene Wachs für Kerzen oder ähnliches aufzubewahren. Von Wachsmotten hatte ich schon gehört und deshalb – in der Annahme, sie so fernzuhalten – die Kartons mit den Rähmchen fest verschlossen und mit Kreppband zugeklebt.

Wie es wirklich kam:
Von wegen „fernhalten“. Die Mistviecher hatten ihre Eier bereits in die Rähmchen gelegt und fraßen in den dunklen Kartons ganz gemütlich alles fressbare vor sich hin. Sogar das Kreppband. Und als mich wunderte, warum das ein paar Löcher hat und was da in den Kartons knistert und am Häuschen knuspert, fiel ich von den Socken [Achtung, verstörend eklige Bilder, nicht für Jugendliche unter 16 geeignet]:

Also schnell Kartons wieder zu und ins Freie, im Keller alles auf den Kopf gestellt und nach entkommenen Maden gesucht. Danach völlig durchgeschwitzt bis in die späte Nacht hinein auf der Terrasse den Dampferzeuger angeworfen, die Rähmchen in die Schmelztonne gesteckt und alles in 3 Durchgängen ausgeschmolzen. So eine *’§$%&“ !

Es gibt Fehler, die macht man in seinem Leben wohl nur einmal…

Apropos Fehler. Auch das ist passiert, über Monate, und erst im November behoben:

Für manche Männer stellt es sich als Fehler heraus, sich einen Bart wachsen zu lassen. Nicht nur, weil sich Bienen darin verfangen können, sondern weil ein Bart je nach Bewuchs und Alter den Träger ungepflegt erscheinen lässt, ihn noch älter macht, als man(n) eh schon ist und öfter mal juckt – trotz Waschen und Duschen. Wie gut, dass ich das Messer noch nicht weggeworfen habe – welcher Mann würde denn auch ein Messer wegwerfen. Sein MESSER?

Der Blutstiller war natürlich wieder notwendig, nachdem die Klinge doch nicht mehr so scharf war, wie gewohnt. Ich muss wohl wieder mal einen Messerschleiftag einlegen und das 10.000er Schleifstein für die Rasierschärfe herauskramen. Oder mich rechtzeitig daran erinnern, dass ich den hier, mit dem es etwas einfacher und ungefährlicher ist, ja auch noch habe:

So, das war’s für dieses Mal, genug für heute. Demnächst vielleicht noch mit Oxalsäure gegen die winterliche Varroa-Milben kämpfen und auf das Jahresende warten. Nur noch 2 mal duschen, dann ist Weihnachten. Oder Silvester. Je nach Gas-Großlage…

2022-08-12 Der Winter kommt…

Tja, was soll ich sagen schreiben? Die Hoffnung stirbt zuletzt? Es hätte (Fahrradkette…) schlimmer kommen können? Geduld und Demut sind wichtige Tugenden? Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt?

Na jedenfalls ist – anders als erwartet und erhofft – eine Honig-Ernte bei Volk 2 (Schwarmverlust) und Volk 3 (Schwarmvolk) ausgeblieben. Beide haben zwar brav die meisten Waben im aufgesetzten Honigraum ausgebaut, aber zum Eintragen war wohl einfach nichts da. Seit Wochen kein Regen und die Linden haben sie gerade so noch für ihr initiales Wachstum gebraucht. Macht aber nix, schließlich ist mir ein Volk mehr wert als ein paar Kilo Honig – zumindest rede ich mit das jetzt ein. Es war ja auch absehbar, seit Wochen zeigen die Waagen einen stetigen Gewichtsverlust, weil einfach nicht mehr genug reinkommt und das, was kommt, reicht gerade „aus der Hand in den Mund“:

(Volk001, die Sprünge sind v.l.n.r. Honig-Ernte August (-), Futtergabe 1 (+), Futtergabe 2 (+))

Ja, bei Volk 1 war tatsächlich noch etwas Honig zu ernten, zusammen mit den 13kg vom 11.06.2022 und 10kg vom 31.07.2022 rund 23kg – damit kommen wir wohl bis nächstes Jahr über die Runden. Danke Mädels.

Aber damit ist für die Bienen die schönste Zeit „eigentlich“ zuende, während für die Imker der Winter schon jetzt beginnt: Erste Fütterungen, um den durch die Entnahme verursachten unmittelbaren Futterverlust auszugleichen, dann gegen die Varroa-Milbe behandeln und anschließend final für den kommenden Winter auffüttern.

Was mir etwas Sorgen bereitet ist, dass eine Varroa-Behandlung mit Ameisensäure derzeit nicht möglich ist. Bei Temperaturen um 30 Grad und in der Sonne weit darüber wäre der Säuredampf das Ende jedes Volkes. Aber mildere Temperaturen gibt’s derzeit nur in Höhen- oder Küsten-Lagen, wie beispielsweise auf Norderney oder im Hochmoor auf der Hornisgrinde. Bei lauen 20 Grad am Mittag ist die Stille dort wirklich ohrenbetäubend. Hört mal:

Stimmt, nichts zu hören, nichts zu klicken, so ruhig und entspannend war es 🙂

Also warte ich gezwungenermaßen auf kühlere Witterung und ziehe notfalls weitere Teile der Winterfütterung vor. Insgesamt werde ich jedem Volk dieses Jahre wohl um die 25kg Zuckerlösung geben. Das muss, glaube ich, bis Ende September durch sein. Wenigstens soll es laut Wetterbericht und „Varroa-Wetter“ ab 17.08.2022 ein paar Tage Enspannung geben. Die darf ich nicht verpassen.

Kurzer Thema-Wechsel: Etwas, das ich vor ein paar Tagen gelesen habe, stimmt mich nachdenklich und treibt mir Feuchtigkeit in die Hände: „Sie“ arbeiten an einer mRNA-Impfung gegen Varroa.


Wer dieses Themas überdrüssig ist oder meint, mir stünde das an dieser Stelle nicht zu oder es wäre hier unpassend, kann jetzt einfach zum Ende springen bis zum weißen Stern auf schwarzem Grund. Ich bin niemandem böse.

Ich meine nicht die besonderen Züchtungsversuche mit Varroa-resistenteren Bienen, bei denen es den Forschern wohl darauf ankommt, dass „die Honigerträge weiterhin passen“. Die laufen ja schon etwas länger. Und ich meine auch nicht den Zufallsfund der Uni Hohenheim mit Lithiumchlorid aus dem Jahr 2017 über die Wirksamkeit von Lithiumchlorid, was ja wirklich Grund zur Hoffnung geben könnte und worüber zuerst hier und dann immer wieder mal berichtet wurde, beispielsweise hier 2018 und hier 2019 bzw. hier die Info zum Forschungsprojekt EAsyLife mit Lithiumchlorid, das bis Anfang 2024 läuft. Auch bei Wikipedia findet man zu Lithiumchlorid und dessen Wirkung auf Varroa bei Bienenvölkern schon einen kleinen Hinweis.

Ich meine das, was sich angeblich beim Menschen in einem millionenfachen Großversuch ja so toll bewährt und für eine Handvoll Pharmakonzerne mit Unterstützung von Politik, Verbänden und Medien offensichtlich explosiv gelohnt hat: Eine „Impfung“ auf RNA-Basis. Und natürlich bekämpft oder vernichtet man nicht die Milben und geht auch nicht gegen die Ursachen vor, sondern verändert gentechnisch den Wirt. Sie wollen die Bienen „impfen“ – was vielleicht auch wieder auf eine wiederkehrende Medikation hinausläuft, wie wir sie aktuell erleben.

Ich frage mich ernsthaft, ob allen Beteiligten überhaupt klar ist, was das für Folgen das haben kann? Ob sie überhaupt Interesse daran haben, für Klarheit und Transparenz zu sorgen und Schaden zu vermeiden. Selbst wenn so langsam die Nebenwirkungen nach Corona-Impfungen in den Blick der Öffentlichkeit treten, befürchte ich, dass Politik, Medien und Pharmaindustrie wohl auch hier wieder alles daran setzen, Risiken klein zu reden, Probleme zu vertuschen und den größtmöglichen Profit und Eigennutz zu erzeugen, bevor wir die Konsequenzen spüren und die Stimmung kippt. Die Bienen werden nicht aufbegehren. Sie gehen nicht auf die Straße und protestieren. Sie haben keine Gewerkschaft und nur wenige Fürsprecher. Selbst wenn: wie sich Verbände, Schutzorganisationen und Gerichte in solchen Fragen verhalten, haben wir bei Corona fortlaufend gesehen. Ich kann’s schon hören:

  • diese RNA-Impfung ist nebenwirkungsfrei
  • es gibt keine Spätfolgen
  • der Honig ist sicher
  • das ist keine Gentechnik und überhaupt nicht vergleichbar
  • Ameisen-, Oxalsäure und Thymovar waren ja auch ungefährlich

Wer etwas anderes behauptet, Bedenken oder Zweifel anmeldet oder gar aufbegehrt, der ist dann sicher wieder wissenschaftsfeindlich, rückwärtsgerichtet, altbacken, zukunftsfeindlich, Querdenker, Schwurbler, unsolidarisch und rechtsextrem und muss unbedingt mit allen Mitteln ausgegrenzt werden. Und ganz am Ende dann: Konnten wir nicht wissen, hatten schon immer Zweifel angemeldet, es war ja freiwillig, war damals Stand der Wissenschaft, alternativlos, und so weiter und so weiter. Es ist so frustrierend und mich schaudert der Gedanke an eine solche Zukunft, davor, dass sich Profit- und Machtgeier wieder darauf stürzen und auch auf diesem Feld verantwortungs- und skrupellos vorgehen werden.

Vielleicht brauche ich bald entsprechende Etiketten für meine Honiggläser und ein neues Qualitätsmerkmal:

„mRNA-freier echter deutscher Honig“

[hier der Platzhalter für ein Logo, das ich mir noch ausdenken muss]

Also wenn es irgendwie geht, versuche ich meine Mädels davon zu bewahren. Solange wie möglich. Auch wenn vielleicht niemand den Kontakt mit diesen Wundermitteln auf Dauer vemeiden kann. Nicht einmal ganz oben im Hochmoor auf der Hornisgrinde. Vielleicht in Isolation auf einer Insel wie Norderney. Die haben es ja wirklich schwer mit Kontakt zum Festland – solange noch ein bisschen Wasser dazwischen liegt…

2022-06-19 Christo hilft bei Bullenhitze…

Frauen sollen ja bekanntlich etwas, um nicht zu sagen sehr viel leidensfähiger sein als wir Kollegen auf der männlichen Seite. Vermutlich ist es deshalb eine Königin und kein König, die die Herrschaft im Bienenvolk ausübt. Und Arbeiterinnern statt Arbeiter, die so ein Volk am Laufen halten. Die männlichen Drohnen sind sowieso regelmäßig nur einmal im Jahr zu etwas zu gebrauchen und selbst dann längst nicht immer und nicht alle. Vor allem nicht so viele. Den Rest des Jahres sind sie als faulpelzige Mitesser eher unnütz. Die männliche Drohnenbrut ist sogar als wahrer Milben-Magnet verrufen, weshalb das Herausschneiden frisch verdeckelter Drohnenbrut oft als Varroa-Behandlung zum drastischen Senken des Varroa-Bestands im Volk empfohlen wird.

Und trotz allem war das Pärchen Christo und Jeanne-Claude sehr erfolgreich, mit Frau und Mann, gemeinsam. Mir sind beispielsweise noch gut die Sonnenschirme (1991), der verhüllte Reichstag (1995), die „Floating Piers“ in Italien (2016), „L’Arc de Triomphe“ (2021) im Gedächtnis. Damals gab es ja noch schöne Nachrichten in den Nachrichten – wirklich inspirierend. Aber Schönheit liegt im Auge des Betrachters und das Auge manches Kunstinteressierten oder -uninteressierten sieht darin etwas unnützes (wie Männer und Drohnen) oder spinnertes (wie Imker, Holzmichel, Jäger und andere mehr)…

Na jedenfalls wollte ich bei diesen Temperaturen etwas für die Mädels tun und hatte voll Inspiration ein paar Gedanken dazu angestellt:

  • Sind diese Temperaturen wirklich ein Problem für ein Volk in unseren Breitengraden? Es gibt doch auch in Griechenland und der Türkei Bienenvölker, die damit sicherlich zurecht kommen.
  • Können Bienen aus unseren Breitengraden überhaupt so mit Hitze umgehen, wie vielleicht die in Südspanien, Süditalien oder Griechenland oder sind das nicht ganz andere Rassen?
  • Haben meine Bienen genug Wasserquellen in der Nähe, um eine eventuelle Notkühlung anzuwerfen?
  • Wie gehen Bienen im Inneren der Beute mit solch hohen Temperaturen um?
  • Ab wieviel Grad schmelzen oder rutschen die Waben im Honigraum ganz oben zusammen, wo sich vermutlich die größte Hitze staut?
  • Wäre die Hitze nicht vielleicht sogar hilfreich gegen die Varroa-Milben, die ja bekanntlich ab 42 Grad Celsius sterben oder zumindest unfruchtbar werden? Sagen zumindest einige Hersteller von Hyperthermie-Produkten zur Varroa-Bekämpfung und im Bienenjournal ist auch ein kurzer Artikel dazu.
  • Sollte ich irgendeine Beschattung aufstellen, damit sie zumindest zwischen 1100 Uhr und 1700 Uhr nicht in der prallen Mittagssonne stehen? Und wenn ja: welche?

Ein paar Fundstellen in bekannten Internet-Foren brachten leider das übliche Bild: Da fragt einer 5 Imker und erhält 8 unterschiedliche Meinungen sowie gratis dazu 100-fach abschweifendes, lächerlich machendes und unnützes Feedback und dann?

Da steh‘ ich nun, ich armer Tor,
Und bin so klug als wie zuvor!
Heiße Magister, heiße Doktor gar,
Und ziehe schon an die zehen Jahr‘
Herauf, herab und quer und krumm
Meine Schüler an der Nase herum –
Und sehe, daß wir nichts wissen können!
(Johann Wolfgang von Goethe)
(Faust (1808), Der Tragödie erster Teil, Szene: Nacht, Faust allein in seinem gotischen Zimmer)

Am Ende und kurz bevor ich an diesem Punkt angelangte, stieß ich auf ein Video eines bekannten Videobloggers in der Nähe von Kiel, der vor ein paar Jahren und wohl immer noch felsenfest davon überzeugt ist, dass nichts zu tun die beste Lösung sei. Er habe sogar in seinen Styroporbeuten noch nie Probleme gehabt, trotz mancher Bullenhitze.

Nichts tun klingt gut. Einen Sonnenschirm kann und wollte ich nicht aufstellen: Durch Windböen könnte der direkt auf die Beute oder vor das Flugloch fallen und direkt neben der Beute – denn so groß ist ein Sonnenschirmschatten (im Folgenden kurz SoSchiScha) ja nicht wirklich – sehen sie beim Ausfliegen den Himmel nicht mehr. Vermutlich stört ein Schirm also eher.

Ich denke, ich werde mich dem Kieler Kollegen anschließen: Nichts tun. Ist einfach, spart Mühe und Material und wenn’s schiefgeht, bin ich nicht schuld.

Obwohl, es heißt ja: Wenn bei Bienen was schief geht, ist immer der Imker schuld.

Oh Mann, immer diese Entscheidungen…

Also, entscheiden. Und nur um einen Beweis erbringen zu können (Versuch macht kluch), habe mich mich zu folgender Maßnahme durchgerungen:

Christino, Projekt „Wrapped Hive (2022)“

Aus alten Stoffresten 2 Bahnen gerissen, an die Sonnenseiten gehängt, nicht ganz bis zum Boden und ein gutes Stück über dem Flugloch, beschwert mit dem ohnehin obenauf liegenden Stein. Sieht doch cool aus, oder? Ihr dürft mich jetzt Christino nennen, Projekt „Wrapped Hive (2022)“. Ich hätte es auch „Burka Bees“ oder „Niqab Hive“ nennen können, aber die meisten wissen ja, wie ich dazu stehe…

Und siehe da, surprise surprise, die Wirkung blieb nicht aus:

Nachdem die Tage zuvor mit 30 und 33 Grad schon vergleichbar „warm“ waren, stieg die Innentemperatur nach dem Abdecken bei gleicher oder gar höheren Außentemperaturen nicht so stark an. Der Abstand zwischen innen und außen ist geringer und bleibt selbst bei den heutigen knapp 38 Grad im Schatten deutlich unter 40 Grad Celsius!

ok, es könnte auch sein, dass sie sich in den paar Tagen einfach nur daran erinnert haben, wie sie die Innentemperatur mit Fächeln und Verdunstungskälte herunterbringen. Wäre aber schon ein ziemlich komischer Zufall.

Also Mädels: Einfach mal Danke sagen, gesund und friedlich bleiben, mich nicht stechen und fleißig weitersammeln.