2021-08-09 Miss Sophie und ihr Honig…

Tja, das war’s 2021 zum Thema Honig. SPAEY. Vorher und nachher geputzt und desinfiziert, mit Folie abgeklebt, Honigraum abgeerntet, rund 13kg geschleudert, abgefüllt und für den kommenden harten Winter gebunkert. Rückblickend sind 25 Gläser ein vielleicht mager erscheinendes Ergebnis, für den Eigenbedarf gerade so ausreichend, aber besser als nichts und in Relation zu den echt miesen Wetterverhältnissen (zu kalt, zu nass, zu spät, zu schnell, alles gleichzeitig ge- und verblüht) durchaus akzeptabel. Und es hätte noch schlechter ausgehen können.

Nach der Ernte ist bekanntlich vor der Ernte und deshalb habe ich den Mädels vorbereitend für die kommende Varroa-Behandlung 4,5 Liter Flüssigfutter als Entschädigung gegeben. Damit kommen sie auch ohne den geklauten Vorrat erst mal über die Runden. Bis zur richtigen Winterfütterung, die ich für September plane. Vorher noch immer wieder Varroa-Kontrolle. Wie die aussieht? Naja, erst mal das Material richten, für gutes Licht sorgen und dann das Ergebnis der 7 bis 10 Tage unter die Beute eingeschobenen „Windel“ prüfen:

So etwa:

Nichts erkannt? Näher ran:

Immer noch nicht? Bitte schön:

Und, wieviele sind es? Zu klein? Zu viel Zeug und Beiwerk? Ok, wenn’s sein muss: zoom zoom…

Aber jetzt! Da ist eine. Und da es eine ältere ist, ist sie dunkel und man kann sie gut erkennen. Die jungen sind noch blond und hell und stechen aus den Waben, Pollen und sonstigen Abfall nicht wirklich gut heraus, man muss also schon genau hinschauen und sich Zeit (und Brille und Licht) nehmen…

Die Ameisensäure liegt ja schon bereit, denn das kann noch schnell zu- und überhandnehmen. Und dann geb‘ ich denen, was sie verdienen: Saures. Aktuell besteht aber noch kein Handlungsbedarf: 3 Milben in 10 Tagen ist noch gut und weit unter der Behandlungsgrenze und das „Varroawetter“ ohnehin noch zu warm (die MAQS-Spalte):

https://www.bienenkunde.rlp.de/Internet/global/inetcntr.nsf/dlr_web_full.xsp?src=C5X80AJE01&p1=05Y4210002&

Bevor ich’s vergesse: Wir hatten bei der Gelegenheit, also gleich Mittags nach der vormittäglichen Ernte und sozusagen auf den letzten Drücker noch schnell einen „Ableger“ gebildet:

  • 1 Futterwabe
  • 2 Brutwaben mit frischer und verdeckelter Brut
  • 1 ausgebaute Wabe und
  • 1 Wabe mit Mittelwand

in einen kleinen, grünen Kaktus Ableger-Kasten – Danke Klaus für die Leihgabe – und ein paar Bienen zusätzlich zu den bereits Aufsitzenden eingestoßen. Pia Aumeier – eine der Quellen, von der ich mir einiges abgeschaut habe – macht das genauso für ihren 3-Waben-Ableger.

Ich find‘ die Frau ja klasse. Sie bringt das ganze wirklich interessant und kompetent rüber und traut sich im Tanktop und gänzlich ohne Schleier und Mummenschanz an ihre Bienen. Irgendwie mag ich nicht glauben, dass sie die ganzen Bsss-Bsssssss-Stich-Autsch-Szenen am Abend vor der Veröffentlichung noch rausschneidet und die Beulen fürs nächste Filmchen wegschminkt…

Na jedenfalls haben wir das Minivölkchen in einen etwas entfernteren Garten im gleichen Stadtrandgebiet gefahren, 1 Liter Flüssigfutter mit 3 Handvoll Korken als Schwimmhilfe gegeben und erst mal sich selbst überlassen. Wenn alles gut geht, ziehen sie sich selbst eine eigene Königin und werden dann auch für den Winter in eine eigene normale Beute umgezogen und eingefüttert.

Ein Reserve-Nachfolge-Volk! Ob ich mir dafür auch noch ein zusätzliches Bienenherz zur Überwachung und statistischen Auswertung besorge? Als Sicherheitsfanatiker bin ich ein Fan von Redundanzen und natürlich gespannt, wie sich das entwickelt. Da ist es schon ein gutes Gefühl, für eventuelle Notfälle gewappnet unterwegs zu sein. Varroa, harter Winter, Krankheiten, asiatische Hornissen – es gibt so viele Risiken.

Beim Stichwort „Risiken“ fällt mir abschließend noch eine ziemlich coole Sache ein, die ich vor ein paar Tagen gelesen habe:

Bienen schnüffeln COVID-19

Man glaubt’s kaum, aber nachdem auch Bienen eine sehr gute Spürnase haben, führten Versuche mit Zuckerwasser in Verbindung mit dem typischen Corona-Duft – wer kennt ihn nicht – zum Erfolg. Der Link führt zur entsprechenden Studie der Uni Wageningen in den Niederlanden. Ich denke es wird Zeit, eine Art „Hunde-Bienenleine“ für Schnüffelbienen zu entwerfen und beim Deutschen Patent- und Markenamt in München anzumelden. Ist sicherlich einfacher, als mit einem Trüffelschwein ein Testzentrum zu eröffnen und wie einige andere mal so richtig abzusahnen und mit Corona Kohle zu machen. Bei der Gelegenheit hätte ich dann wenigstens mal wieder die Chance, einen der wenigen noch betriebenen Paternoster zu fahren…

2017-06-21 Bing – nächste Runde

Die zweite Honigernte in diesem Jahr ist erledigt und weitere 8 Waben geschleudert: Die beim letzten Mal (weil noch unverdeckelt) im Volk belassenen und weitere 4 aus dem schwächeren Volk, die zwischenzeitlich auch etwas im Honigraum gearbeitet haben.

Imkervater Klaus hat zugeschaut und musste vom Mithelfen regelrecht gebremst werden – da merkt man einfach die Begeisterung und die Leidenschaft, die Fußballfans mitsingen, Boxfans mitwetten, Filmfans mitweinen, Rennfans sich die Kleider vom Leib reißen und Rockfans schwindlig von den vielen Umdrehungen werden lässt.

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Honigschleudergang

Nach 2 Stunden Arbeit inklusive Vor- und Nachbereiten hier das Ergebnis: 14kg Blütenhonig mit etwa 18,2% Wassergehalt. Beweisfoto der Messung vom 21.06.2017:

Wenn das so weitergeht, fordern die Mädels garantiert noch Betriebsrat, Mindestlohn und Rentengarantie. Das geht bei gleicher Qualität natürlich nur über den Preis. Ich habe mal hochgerechnet, welchen Preis man für ein Glas Honig verlangen „müsste“, damit sich die Investitionen rechnen, die ein Imker so im Allgemeinen hat. Bezogen auf die Kosten für Grundausstattung, Werkzeug. Verbrauchsmaterial verteilt auf deren jeweilige geschätzte Nutzungsdauer in Jahren (Waben kürzer als Holz kürzer als Edelstahl) ergäbe sich ein Preis von knapp

10 EUR pro 500g-Glas!

Ohne Arbeitslohn, Fahrtkosten, Reinigung, Strom, Rückstellungen für Neuanschaffung und Reparaturen versteht sich. Und vorerst nur bezogen auf die aktuelle Ernte vom 21.06.2017 und 04.06.2017. Es kommt ja vielleicht noch ein Schleudergang hinzu (hoffentlich die Sache mit dem Lindenblütenhonig) aber wenn man das Pech hat, dass ein Volk den Winter nicht überlebt… Vielleicht sinken ja mit der nächsten Ernte die Fixkosten noch in Richtung 8 EUR pro 500g.

Aber wir jammern nicht, andere Hobbies kosten auch Geld und wenn viele Leute aufmerksam werden und wenigstens die Gläser, die ich verschenke, den Weg zu mir zurückfinden – egal ob gespült oder nicht, ich jage die Teile ohnehin nochmal durch die Spülmaschine – ist das schon Grund genug zur Freude.

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2017-06-04 Unser erster eigener Honig!

Nachdem gestern vermutlich die Königin des schwächeren Volkes zusammen mit einer eindrucksvollen Tausendschaft Bienen unter großer Beachtung abgeschwärmt ist und von Feuerwehr mit Fremdimker hoch oben aus dem Baum eines nahegelegenen Nachbargartens geborgen werden musste, habe ich meine beiden Völker auf eventuelle Verluste durchgeschaut und auf Schwarmtrieb kontrolliert.

Und tatsächlich: Auf den Waben des kleineren Volks, das gerade eben abgeschwärmt war – ich war nicht dabei uns konnte es nicht selbst beobachten -, waren noch 5 Nachschaffungszellen zu finden, die ich gleich ausgeschnitten und entnommen habe.

IMG_20170603_172830opt Weiselzellen.jpg

Hätten sie diese weiterbebrüten können, wäre in Kürze vielleicht nochmal ein Schwarm abgeflogen und zu den ersten 3kg Verlust weitere Bienen entführt. Bei dieser Gelegenheit ist mir auch die neue (?) Königin über den Weg gelaufen. Sie war allein des Wegs im oberen Brutraum unterwegs, ungezeichnet und eventuell auf Erkundungstour, wie viele Zimmer ihre Behausung denn so hat und wo sie demnächst die Eiablage starten könnte, wenn sie von ihrem Jungfernflug zurückkehrt. Denn der steht vermutlich noch aus und sollte – unbestätigten Quellen zufolge – in den nächsten 6 bis 10 Tagen erfolgen. Jedenfalls hat „die Alte“ wohl ihre Bruttätigkeit bereits eingestellt,  denn es war nur noch wenig Brut auf den Waben zu sehen. Also mal abwarten, wie und ob sich „die Neue“ bewährt oder ob ich sie noch nach dem Sommer (?) gegen eine Kaufkönigin austauschen muss. Da fällt mir ein: Ich hätte sie ja gleich abfangen und mit einem 2017er Punkt auf dem Rücken zeichnen können – hätte hätte…

Ein Blick in das größere Volk zeigte schon in den letzten Tagen, dass dort wirklich sehr viele Bienen vorhanden sind und der Honigraum gut gefüllt mit Honig ist. Im Refraktometer zeigte sich ja bereits vor ein paar Tagen ein Wassergehalt von unter 20% und immerhin war inzwischen bei mehreren Waben das obere Drittel verdeckelt, also „fertig“ verarbeitet. Sollte ich es wirklich wagen, das erste Mal in meinem Leben eine Honigernte zu starten?

Kurzum, heute morgen also Schleuder, Honigeimer und Entdeckelungsgeschirr gerichtet, Boden mit Folie ausgelegt gegen Honig- und Wachsspritzer, alles peinlichst und mit Heißwasser gereinigt, neue Kiste zum kurzen Transport vom Volk und zurück bereitgestellt und raus an die Beute. Die ersten 4 von 12 Honigwaben aus dem Honigraum entnommen (Bienen abgeschüttelt und abgefegt) und in der Kiste geschützt vor neugierigen Verfolgern (die hängen offensichtlich sehr hartnäckig an ihrem Werk) zurück in die Küche und wie gelesen und gelernt geschleudert. Das ganze ein zweites Mal für weitere 4 von 12 Waben, die restlichen 4 verbleiben im Volk am Rand des Honigraums zum weiteren Reifen und Verdeckeln.

Fazit für gestern: Schwarmkontrolle etwas vernachlässigt und gleich die Quittung bekommen. Aber ich gönne es dem Fremdimker, der zusammen mit der Feuerwehr die Arbeit hatte und hoffe, es geht meinen Bienen bei ihm gut. Ich wäre allein und mit einer Leiter nie da hoch in den Baum gestiegen. Viel zu gefährlich und ich wäre nicht der erste, der da beim herumfuchtelnd, bienenabschlagend und auf die Königin achtend abstürzt. Ein paar Meter weiter unten vielleicht, aber dann hätte ich trotzdem einen weiteren Platz für das dann dritte Völkchen benötigt… Schade, aber so ist es gut.

Ergebnis des heutigen Tags: 12kg eigener Honig. Nichts zusammengemischtes aus irgendwelchen EU-Ländern unter irgendwelchen Bio- oder Nicht-Bio-Umständen mit mehr oder weniger Gewalt und Hygiene geerntet, sondern echte, reine, lokale 12kg Karlsruher Blütenhonig aus Grünwinkel mit viel Liebe und einem Wassergehalt von knapp 19%!

Die Honigverordnung (HonigV) vom 30.06.2015 schreibt maximal 20% Wassergehalt vor – da bin ich auf der sicheren Seite und dürfte ihn wohl „Blütenhonig (Schleuderhonig)“ nennen. Beweisfoto:

IMG_20170604_115933opt rund19ProzentWasser

Hier noch ein tiefer Blick in den Honigeimer: Keine Angst, der Schaum auf dem Honig sind nur Luftblasen vom Schleudern und Sieben, die sich jetzt noch langsam oben absetzen und nicht mit ins Glas kommen:

Im ersten testweise gefüllten Glas sieht das Ganze so aus:

Nach etwa 2 Stunden Arbeit inklusive Vor- und Nachbereitung im Eimer bin ich ebenfalls im Eimer und etwas erschöpft, aber irgendwie stolz und vor allem seeehr neugierig, wie „unser Honig“ auf dem Sonntagsbrötchen schmeckt…

Und wie geht’s den Bienen? Gerade jetzt sind beide Völker ruhig, eine zaghafte Klopfprobe in der beginnenden Dämmerung wird von beiden Völkern quittiert mit kurzem Rauschen: „Chefin anwesend, Königin zuhause“. Nach diesen zwei sehr ereignisreichen aufregenden und spannenden Tage bringen sie folgendes Gewicht auf die Waage (an der jetzt übrigens 2 neue Fleischerhaken gleichzeitig hängen, damit die sich nicht mehr durchbiegen):

  • 22 * 2 = 44kg Volk 1 (BR 1 und 2 und HR auf DNM, geschwärmt am 03.06.2017, gestern noch 24 * 2 = 48kg)
  • 32 * 2 = 64kg Volk 2 (BR 1 und 2 auf Zander, HR auf DNM, 12kg erster Honig aus 8 von 12 Waben geerntet am 04.06.2017, gestern noch 37 * 2 = 74kg)

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