…steht bei mir ab jetzt die Schwarmkontrolle auf dem Plan. Nach der doch sehr kalten Woche, in der die Temperaturen kurzzeitig bis unter 0 Grad gefallen waren,
holten die fleißigen Mädels das ausgefallene Pollen- und Nektarsammeln auf. Also auf geht’s, Jacke und Handschuhe an und los. Zuerst der obligatorische Blick aufs Flugloch (Polleneintrag bei Sekunde 7 bis 9):
Nach dem Abheben des Honigraums, in dem noch nicht wirklich was los war, ist der Blick frei auf Absperrgitter und darunter liegenden oberen Brutraum:
Beim Kippen des oberen Brutraums (anheben, zurückziehen und hochkant auf dem unteren Brutraum absetzen) waren keine Weiselzellen zu sehen. Auch kaum Wildbau an den unteren Rändern. Also so weit alles in Ordnung. Offensichtlich sind sie noch sehr beschäftigt mit dem Ausbau der vor kurzem eingehängten Mittelwände und Rähmchen. Aber es ist ja erst April und nachdem die Süßkirschen gerade verblüht sind, gehen jetzt erst mal die Sauerkirschen und Apfelbäume an den Start und der Flieder steckt teils noch in den Kinderschuhen:
Merker für die nächste Kontrolle: morgens bei noch relativ frischen 10 Grad durchschauen ist wesentlich besser – viele Bienen sind unterwegs und die zuhause gebliebenen Stubenhocker trotten gutmütig und eher verschlafen durch die Waben. Eine tolle Chance, die hübschesten mal ganz aus der Nähe zu betrachten:
Schön, nicht wahr? Genauso wie der entspannte Spaziergang danach vorbei an der Albkapelle,
am Abend dann – im Dunkeln, damit ich keine Schwärme von Bienen, Wespen und Hornissen anlocke – ein bisschen dem Wachs beim Schmelzen zuschauen
Die Gedanken streiften ja über den Winter hinweg immer wieder mal an meine beiden Völker. Werden sie überleben? Habe ich genug gefüttert? Waren die Behandlungen gegen die Varroa-Milbe erfolgreich und ausreichend? Antworten darauf erhält man als Imker meist erst im Frühjahr, wenn das Gewicht der Völker mit Verbrauch der Futterreserven immer weiter abnimmt und die ersten Völker sich als erfroren oder verhungert zeigen.
So auch bei mir. Beide Völker, 001 zweizargig, 002 einzargig überwintert, scheinen es geschafft zu haben. HURRA! Sie fliegen ausgiebig, sammeln Pollen und am Wochenende habe ich beschlossen, beiden als Zweizarger weiterzuführen, also
beim Ex-Ableger (002) die vor 2 Wochen vorsorglich mit 1,5 Litern Zuckersirup eingesetzte Futterwabe entnehmen und einen zweiten Brutraum aufsetzen und
beim Zweizarger (001) den unteren Brutraum entnehmen, besetzte und gute Waben in den verbleibenden und den oben aufgesetzten neuen Brutraum mit frischen Rähmchen und Mittelwänden umhängen.
Wie erwartet war ich beim Zweizarger mit umsetzen, abfegen und neu einsortieren dann doch „etwas“ beschäftigt und danach ziemlich groggy und verschwitzt. Für mich ist manches immer noch „stressig“, es gehen ja auch so viele Gedanken durch den Kopf:
Wie sind die Mädels heute drauf?
Ist diese Wabe gut genug, um drin zu bleiben?
Kann diese Futterwabe raus zur Reserve und haben sie dann noch genug?
Hoffentlich quetsche ich die Königin nicht versehentlich (hab sie nicht gesehen…)
Kann ich trotz Umhängen alter Rähmchen das beabsichtigte Schema <MALAAAAAAMMS einhalten?
Bin ich schon zu lange am offenen Volk aktiv und drehen sie langsam durch?
Ist das wirklich richtig so geplant oder habe ich nicht doch etwas übersehen?
Ist am Ende alles in der richtigen Reihenfolge und zusammengesetzt? Neuer Brutraum oben, Absperrgitter nicht vergessen, Honigraum sitzt, Trennschiede hinten in allen 3 Zargen?
Deshalb ging ich den Ablauf auch schon ein paar Tage vorher durch und ich empfehle jedem unerfahrenen Imkerlein (ich sehe mich da in Teilen durchaus noch als solchen), sich vorher den Ablauf und die Prozesschritte zu notieren. Das hilft und beruhigt, wenn man wieder nachschauen kann, was anliegt.
Und weil zudem gerade die Weidekätzchen bzw. Salweiden blühen – wie ich gelesen habe für viele Imker das Signal, dass es bald so richtig losgeht im Bienenvolk – bekamen beide Völker auch gleich einen Honigraum mit frischen Rähmchen und Mittelwänden obenauf. (Absperrgitter dazwischen versteht sich, damit die Königin nicht im Honigraum brütet und dort nur Honigwaben entstehen)
Am nachbarlichen Kirschbaum treibt es die ersten Knospen aus den Zweigen – noch grün und klein, aber ein paar weiße sind schon dazwischen und dann geht das ja bekanntlich ruckzuck:
Auch die Wetterprognosen sehen gut aus:
Leider hat das Bienenherz im Ableger (002) seinen Geist aufgegeben – oxidiert durch zu viel Feuchtigkeit (?) oder doch irgendwann nach Behandlung etwas Ameisensäure-Dampf abbekommen – ich weiß es nicht genau. Jedenfalls liefert es seine Daten nicht mehr zuverlässig und reagiert auf Verbindungsversuche nur noch sporadisch. Ich hab den Patienten hier auf dem Seziertisch, aber viel mehr als säubern, Kontaktspray und wieder und wieder Neustarts kann ich nicht tun:
Mist, ziemlich ärgerlich. Und so blieb mir nichts anderes übrig, als ein neues zu bestellen. Das alte wandert in die Elektro-Pathologie und dient dort vielleicht noch wissenschaftlichen Zwecken. Okay, ich hätte das Herzeln für eines der beiden Völker auch einstellen können, aber wer will das schon.
Hier ein Portrait des Neuankömmlings, der hoffentlich etwas widerstandsfähiger und langlebiger ist (der große Chip, ein EFR32BG13P732HG links sieht jetzt auch etwas anders aus):
Das neue Herz setze ich in den nächsten Tagen, wenn ich beim (Ex-)Ableger 002 vorbeischaue, ein und teste seine Funktion. Die beiden Schräubchen tausche ich wieder vorsorglich, denn die originalen werden nach einmal rein und wieder raus leider sehr schnell rund und lassen sich so vermurkst kaum noch herausdrehen. Verbindung zu App und Datenbank konnte ich damit schon herstellen, für den Rest (Daten verknüpfen und Datenbank geradeziehen und dem Volk zuordnen) steht mir der Support von beehive-monitoring kostenlos zur Seite. Hab ich schon im Rahmen der Fehleranalyse vereinbart.
Abschließend für heute mal noch die aktuellen Daten beider Völker, wir lesen uns. Danke für’s Interesse, bis bald.
Wer kennt ihn nicht, diesen naiven gutmütigen dicklichen Kerl mit Glatze, großen Füßen und Riesenappetit? Nein, nicht Reiner Calmund, den Ex-Coach (Funktionär klingt wohl schöner), der seit einiger Zeit überall zu finden und zu sehen ist, wo man kostenlos vor laufenden Kameras von F- und G-Promis bekocht und begrillt wird! Nein, ich meine den mit dem langen Rüssel und den großen Ohren. Den mit seinen außerordentlich ausgeprägten langen weißen Eckzähnen und der Fähigkeit, pro Zug mal eben 8 bis 10 Liter Flüssigkeit aufzunehmen. Dass er dabei über Infraschall-Laute kommuniziert, die nur entfernt an bayerische Mundart erinnern, weist weder auf die richtige Herkunft noch auf den kleinen blauen knuddeligen Pffft-Schussel aus der Sendung mit der Maus.
So oder ähnlich fühlte ich mich jedenfalls am letzten Wochenende nach einem kurzen Blick in Honigraum und Bienenwaage und 6 Stunden später im Spiegel.
Warum? Naja, nicht wegen des Rüssels, der Fähigkeit zu fliegen oder wegen eventueller Ähnlichkeiten zu seinem doch männlich, gut situiert und recht anmmutig wirkenden Bauchansatz, seiner allseits geschätzten Gutmütigkeit oder seines vermutlich immerwährenden optimistischen Wesens. Und auch das mit dem Infraschall bekomme ich nur mäßig und nur bei entsprechender Grippe auf die Reihe. (Da kann ich vielleicht auch mal eine Hörpobe hier einstellen, klingt dann in etwa wie die markant-sonoren und weiche Stimme von Elmar Gunsch bei seiner abendlichen Wettervorhersage, unbedingt mal auf den link klicken, da erzählt er kurz über lila Wetter und Schmerz…)
Zurück zum Thema – es geht hier ja (glücklicherweise) nicht um meine Begabung als Zoo- und Zirkus-Star oder um Synchronstimmen und Sprecher: Nach einem letzten Blick zum Flugloch meinte also eine summende Gesellin wohl, ich hätte genug und etwas zu viel beobachtet und kam schnurstracks direkt auf mich zugeflogen. Körpersprache, Ton und Blick dieser kleinen Rebellin sprachen Bände. Das sah eindeutig nicht nach „Huch, wer bist denn du? Papa? PAPA???“ aus und so kam eins zum andern: Ich habe die kleine Zimtzicke Prinzessin reflexartig mit der Hand abgewehrt und mich wegduckend zurückgezogen.
Ob mir Nachbarn dabei zuschauten und dachten: „Mann, was für ein zuckendes feiges Weichei!“, weiß ich nicht und will ich auch nicht wissen. Aber ich denke und hoffe, die Leser hier werden das verstehen und können das plötzliche, sehr unangenehme und gesteuerte Gefühl der Bedrohung von Leib und Leben und die daraus folgende blitzartige Entscheidung direkt aus dem Hirnstamm (im Unterschied zum größer definierten Stammhirn) zwischen Flucht und Flucht (…) mündend in einer lediglich oberflächlichen Betrachter panikartig erscheinenden Affekthandlung nachvollziehen.
Bei Frauen übrigens soll die Kampf-oder-Flucht-Reaktion Untersuchungen 1985 zufolge ja schwächer ausgeprägt sein, weshalb sie sich in Gefahrensituationen beispielsweise eher schutzbietenden Gruppen anschließt, um ihren Nachwuchs zu schützen. Aber das sei den weiblichen Lesern hier nur am Rande zur persönlichen Einschätzung und Erklärung vieler alltäglicher Verhaltensweisen beider Geschlechter erwähnt und mitgegeben.
Zurück zur Schlacht: Völlig erschöpft nach heftigstem Kampf auf Biegen, Brechen und Überleben endlich in Sicherheit angekommen – die Kollegin war mir tatsächlich noch einige Meter gefolgt – schmerzte meine linke Helix doch ungewöhnlich heftig und während ich in meinen tiefsten Hirnwindungen nach der umgangssprachlichen Bedeutung dieses Begriffes suchte, um ihn dann hier zu verlinken, und mich daüber ärgerte, so heftig ausgeschlagen und offensichtlich überragiert zu haben, entdeckte ich im Spiegel die Überreste des fiesen Angriffs, die noch im Ohr steckten:
Die Moral von der Geschicht‘:
Nicht jede Biene sticht.
Erkennen ist die Kunst dabei,
ob sie dich ungeschoren lässt und frei.
Wenn man sie ordentlich vergrätzt,
und sie es sich ins Köpfchen setzt,
dann hat man meistens schon verloren,
selbst nah vor eig’nen sich’ren Toren
ist man nicht sicher vor der Kleinen
macht’s pieks, tut’s weh – es ist zum Weinen.
Das Ohr schwoll an,
die Nacht war lang,
ein Liegen bloß rechtsseitig möglich,
nur so war Schmerz und Pein erträglich.
Am nächsten Tag – man ahnt es schon,
gesichert waren Spott und Hohn.
Der rückgekehrte Bienenheld,
ein Bild, das jedem gut gefällt,
entstellt, ganz rot und arg geschunden,
das Ohr schwoll ab nach 60 Stunden.
Ich nehm’s mir vor, bei Gott ich schwör‘,
das nächste Mal mit Hut und Schleier!
So schütz‘ ich mein Organ Gehör,
reih‘ mich halt ein in die Weicheier.
[ Rhythmus-Wechsel auf Kreuzreim abab bemerkt? Nicht gut? Okay, dann für alle Fans des Paarreims zurück zu aabb ]
Mal seh’n wer mich demnächst begrüßt
den Büro-Morgen mir versüßt,
mit einem kräftigen Törööö!
dem färb‘ ein Aug‘ ich – grün und bleu…
Das glaubt mir niemand! Ehrlich! Mein Fleischerhaken, den ich an der Kofferwaage habe, um damit die Beute von einer Seite anzuheben um (verdoppelt) deren Gewicht zu ermitteln, hat sich verbogen. Aber nicht, weil ich mit dem Wagen drübergefahren wäre, nein, sondern direkt beim Wiegen der Beute des größeren Volks. Das liegt aktuell für eine Seite bei 33kg, insgesamt also rund 66kg. Wahnsinn. Hätte ich nicht erwartet. Wenn jetzt noch die Kofferwaage schlapp macht und reißt, kommt das Völkchen ins Guiness-Buch.
Das kleinere Volk hat immerhin 44kg Gesamtgewicht, aber nur beim größeren wird oben im Honigraum kräftig gearbeitet, Honig eingelagert und verdeckelt. Und mit der kleinen Honigprobe, die ich heute entnommen habe, liegt der Wassergehalt noch bei zu hohen 19,8%. Aber mit etwas Glück könnte am Wochenende das erste Schleudern anstehen – wenn alle Waben voll sind und der Wassergehalt bei 17% liegt.
Ob ich dazu die Bienenflucht zum Trennen der Bienen einlege oder die Damen einfach (…) abfege, muss ich noch entscheiden. Geplant ist: 4 Waben raus, schleudern, wieder rein, da capo, da capo. Dann könnte der erste Honig… naja, Daumen drücken und abwarten. Notfalls noch eine weitere Woche.
Ja, zugegeben, sie hat etwas länger gedauert, die heutige Durchsicht. Vermutlich bin ich noch zu vorsichtig oder zögerlich und jede einzelne in Eile ge- oder zerquetschte Biene tut mir leid. Für diesen Tag sind 8 Verluste zu beklagen. Bei 2 Völkern mit geschätzten 30.000 Tieren sicher nicht viel und von gefallenen Spänen beim Hobeln mag ich in diesem Zusammenhang nicht sprechen.
Wenn ich an den Bericht eines Imkers aus dem Norden Deutschlands denke, in dem er beklagt, dass er jetzt im Mai 2017 zufüttern muss, weil dort so gut wie nichts blüht und keine Tracht zur Verfügung steht, freue ich mich, wenn meine Mädels mit gelben und dunkelroten Hosen nach Hause kommen. Deshalb ist es Zeit, heute auch auf dem kleineren DNM-Volk einen Honigraum aufzusetzen, über Absperrgitter natürlich, damit die Königin gar nicht erst auf die Idee kommt, einen Abstecher in die nur mit Honig zu befüllenden Waben zu unternehmen und dort Brut anzulegen. Und natürlich auch, um den richtigen Moment nicht zu verpassen, denn die Linden in der Nachbarschaft werden sicher demnächst, spätestens nach den Eisheiligen in die Blüte explodieren.
Die ebenfalls anstehende Suche nach Weiselzellen (vom unzufriedenen oder schwarmtriebigen Volk „wild“ nachgeschaffter Königinnen-Nachwuchs) war in beiden Völkern erfolglos – ein gutes Zeichen und so muss ich für die nächsten Tage nicht mit Verlust durch Ausschwärmen der Hälfte eines Volks mit der Jung-Königin rechnen.
Und – welch Glückes Geschick – ich habe meine beiden Königinnen gesehen: Nr. 23 im DNM-Volk auf Wabe 9 im unteren 1. Brutraum und Nr. 93 im Zander-Volk auf Wabe 3 im oberen 2. Brutraum, jeweils vom Flugloch aus gezählt. Dank Kennzeichnung auf dem Rücken sind beide rechtzeitig aufgefallen und das Einsetzen der entsprechenden Rähmchen erfolgte entsprechen vorsichtig.
Das aktuelle Gewicht liegt ungefähr bei 25kg (Volk 1) und 45kg (Volk 2).
Und hier im Schnelldurchlauf die gesamte Aktion – ich verrate jetzt lieber nicht, wie lange es wirklich gedauert hat, beide Beuten durchzuschauen und danch noch etwas aufzuräumen…