2017-12-17 BBH und die russische Marie-Antoinette…

Nein, natürlich feiern Bienen weder Advent noch Weihnachten oder Ostern. Zumindest habe ich keine Einladung und keinen Christbaum gesehen. Und ob sie sich über eine neue Königin freuen und ihren „ersten“ Geburtstag“ im Volk zu würdigen wissen, ist sicherlich ebenfalls (noch) nicht wissenschaftlich belegt.

Meinen beiden Völkern „schenke“ ich zu Weihnachten wenigstens die bereits im letzten Jahr bewährte 3cm-Filz-Einlage im Deckel, damit nach oben weniger Wärme verloren geht. Hilft zwar nichts gegen kalte Füße, aber besser als gar keine Dämmung. Wenn schon eine separate BBH (Bienen-Beuten-Heizung) technisch noch nicht ausgereift und bei den derzeitigen Temperaturen über 0°C noch überzogen wäre.

— Schnitt: Eintrag ins Logbuch, Wiedervorlage 2018, Patent für BBH anmelden —

Eine kurze Behandlung mit Milchsäure gegen irgendwelche Varroa-Milben, die sich vermutlich noch gehalten haben, gab’s am vergangenen Freitag gratis dazu. Streng nach Vorschrift und Packungsbeilage, 8ml je Wabenseite (6 Sprühstöße aus der Flasche). Bei Risiken und Nebenwirkungen spürt es ihr Honigfreund und Imker. Soviel zum Thema Fürsorgepflichten.

Bei der Gelegenheit: Sie leben noch. Nachdem sich bei mir weder ein mobiles Röntgengerät noch eine Infrarotkamera gemeldet hatte, musste ich ohnehin mal nachschauen. Die Franzosen brav zusammengekuschelt in einer Wintertraube in der Mitte der unteren Zarge. Das Volk der selbstnachgeschafften Königin ist da allerdings noch vergleichsweise munter: Keine Wintertraube und stattdessen reges Umherkrabbeln. Das war schon beim Abheben des Deckels und den Kondenstropfen unter der Folie zu vermuten.

Ich vermute mal, meine Franzosen-Marie stammt aus Südfrankreich (nicht aus Österreich wie die echte), ist deshalb das wärmere Mittelmeerklima gewöhnt und versammelt ihr Völkchen schon ab Temperaturen unter 10 Grad als Schutzmäntelchen um sich:

Allons, tout le monde ici, réchauffe-moi – sinon il n’y aura pas de brioche demain!

Offensichtlich typisch kalte Füße und Launen einer Prinzessin. Eine ebensolche werde ich dem anderen Volk vielleicht nächstes Jahr auch gönnen. Je nachdem, wie sie sich Anfang 2018 benimmt. Oder eine eiskalte, frostresistente Zaren-Kathi aus Nordsibirien (die echte stammte wohl aus dem kalten Stettin). Aber ich spreche besser französisch als russisch und vom russischen Honig sagt man ja, dass ihm ein unverhältnismäßig hoher Wodka-Anteil innewohnt. Der würde mir ja den ganzen Kräuter- und Blumengeschmack übertönen und womöglich noch die ganze Beute in Brand setzen. Außerdem gibt’s beim europäischen Markt noch Reste von Verbraucherschutz und Zahlungsstandards – nicht dass die vielen nachgeborenen russischen Mini-Putins plötzlich das Nachbarvolk gewaltsam annektieren. Mal sehen.

Allen Lesern wünsche ich einen schönen 3. Advent und eine angenehme, möglichst gefühlt kurze Woche bis Weihnachten.

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2016-11-26 Hey! Tür zu! Es zieht!

Sauer macht lustig. Heute wollte ich ausprobieren, ob das auch für Milchsäure gilt. Sind zwar nur 15%, aber trotzdem ausreichend mit Sicherheitsvorkehrungen (Hose, Jacke, Hut, säurefeste Handschuhe) versorgt, bin ich streng nach den mir vorliegenden Empfehlungen in den Morgenstunden bei kühlen Temperaturen um die 8 Grad an die Beute.

Zunächst alles ruhig, aber nach Entfernen der Abdeckfolie im Inneren und Herausnehmen der ersten leeren Rähmchen am hinteren Beutenende sind sie dann doch aufgewacht. Und waren – ähnlich der Nacht-und-Nebel-Aktion vor ein paar Wochen – nicht gerade begeistert. Oder anders ausgedrückt „recht aufdringlich-neugierig“.

Dann ging alles ziemlich schnell: Leere Rähmchen entnommen und beiseite gestellt, die restlichen gelockert und nacheinander Vor- und Rückseite mit ein paar Pumpstößen aus der Sprühflasche und der eigens hierfür vorgesehenen und gebrauchsfertigen Milchsäure behandelt. Wie in der Anleitung empfohlen habe ich vorher die Menge je Sprühstoß mit Wasser gemessen, damit ich die empfohlene Dosis von max. 8ml je Wabenseite abschätzen und einhalten kann. Bei mir ergaben sich bei 6 Sprühstößen rund 8ml. Stimmt also mit den Herstellerangaben überein. Alles wieder rein, Deckel zu, ein paar ganz mutigen Ausflüglerinnen wieder bei Ihrer Rückkehr geholfen und vors Flugloch gesetzt. Dann noch kurz gewogen (Ergebnisse hier) und fertig. Alles gut.

Infos hatte ich unter anderem vom Lieferanten, den Infoseiten der Uni Hohenheim sowie der Bayrischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau und natürlich der  Seite des rheinland-pfälzischen Fachzentrums Bienen und Imkerei zum aktuellen Varroa-Wetter:

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Insgesamt ergab der Blick in die Beute folgendes Bild:

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Flugloch
AA AA FF FF FF BB BB BB BB FF

A = mehr oder weniger im Ausbau für Futteraufnahme
F = Futter eingelagert
B = Bienen vorhanden, keine Brut (mehr)

Also rund 4 Rähmchen (8 Seiten) mit mehr oder weniger Bienen besetzt. Zugegebenermaßen nicht gerade dicht, sondern an den Rändern eher weniger und die äußeren spärlich besiedelt. Aber wir werden ja sehen, wieviele am Ende bis in den kommenden Frühling überleben. Und wenn ich bedenke, wie fit sie heute waren, hebt sich meine Hoffnung etwas. Immerhin habe ich so nebenbei das Gerücht, dass Saures lustig macht, zumindest für Bienen widerlegt.

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2016-11-20 Lebenszeichen…

Im Gegensatz zu meinen Mädels war ich selbst heute nicht so richtig draußen an der frischen Luft und in der Sonne. Bei strahlend blauem Himmel und rund 17 Grad haben die sich allerdings so um die Mittagszeit herum vor die Tür gewagt und sind ein paar Runden geflogen. Sie leben also noch. Andererseits war das mit dem Winterschlaf offensichtlich auch nix. Aber es war ja auch noch nicht so richtig knackig kalt, nur ein paar Nächte um die Nullgradgrenze. Wird sicher noch kommen.

Laut Wetterbericht herrscht diese Woche bei Temperaturen zwischen 6 und 13 Grad auch optimales Varroa-Winter-Wetter und ich plane mal ein paar Sprühstöße Milchsäure: laut Anleitung im 45°-Winkel maximal 8ml pro Wabenseite innerhalb 6 Sekunden. Wohldosiert also und schön vorsichtig – das Zeug ist giftig und ätzend…

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2016-09-01 Abends werden faule Leute fleißig…

Kurze Vorgeschichte, muss sein: Es wird bekanntermaßen empfohlen, im September (zusätzlich zur ersten im August mit anschließender Fütterung) nochmals eine zweite Varroa-Behandlung durchzuführen, um einen zwischenzeitlichen erneuten Milben-Befall noch rechtzeitig vor den kälteren Tagen zu kurieren. Es gibt dann zwar noch später im Jahr die Möglichkeit mit dem Besprühen mit Milchsäure, aber da aktuell schönes Wetter mit angenehmen (Verdungstungs-)Temperaturen herrscht, lasse ich mir diese Chance natürlich nicht entgehen.

Gestern Abend, bei letzter Dämmerung, dachte ich mir also: „Beginnst du heute noch mit der Ameisensäure, wer weiß, wie lange das Wetter hebt.“ Gesagt, getan: Zu faul zum Umziehen nach dem Motto „ist ja ein ruhiges Völkchen“, flugs den Verdunster mit Vlies und Docht gerichtet, Flasche befüllt und (nur) mit Säure-Handschuhen bewaffnet im mittlerweile Dunkeln statt Dämmrigen ran an die Beute.

Blechdeckel weg, Innendeckel weg, Folie weg… bsss.

Komisch, irgendwie unruhig heute.

Kleines Stück Schutzfolie (für unter den Verdunster, damit sie den nicht festkitten) aufgelegt… bssssss-schwirr.

Ok, Nachricht angekommen, ich beeil‘ mich.

Verdunster aufgesetzt, dabei vorsichtig ein paar Schlafmützen weggeschoben, um sie nicht zu zerquetschen… bsssssssssssSSSSSS-schwirrrrrrrrrrrr.

Flüchten, durchatmen, überlegen: „Weitermachen? Abbrechen? Umziehen? Rauch?“

Ach komm, ist nicht mehr viel, nur noch… bssssssssssssSSSSSSSSS-schwirrrrrrrrrRRRRRRRRR.

Flucht!

Jetzt aber zackig, Futterzarge aufsetzen – SSSSSSSSSS-RRRRRRRRRRR – Flucht.

Folie aufsetzen – Flucht.

Innendeckel drauf  – Flucht.

Schnauf… PAUSE!…Schnauf…

(Der aufmerksame Leser hat aufgepasst:) Und was ist mit dem Blechdeckel?

Den mach‘ ich nachher. Oder Morgen. Auf gar keinen Fall jetzt!

Fazit: Störe niemals deine schlafenden Mädels. Und sei es noch so verlockend. NIEMALS! Ich hätte es eigentlich wissen müssen: Wer spät und im Dunkeln die Tür öffnet, das Licht einschaltet und versucht, leise und still zu sein und sich heimlich hineinzuschleichen, der erlebt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sein blaues Wunder und muss damit rechnen, dass er nicht als Ehegatte und Ernährer, Papa und Familienoberhaupt (kurz: treusorgender Macho mit rückständig-klassisch-traditionellen Familienvorstellungen) erkannt sondern unmittelbar und hinterrücks angegriffen wird. Was bin ich froh, dass es keine Nudelhölzer in Bienengröße gibt…

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