Wer kennt ihn nicht, diesen naiven gutmütigen dicklichen Kerl mit Glatze, großen Füßen und Riesenappetit? Nein, nicht Reiner Calmund, den Ex-Coach (Funktionär klingt wohl schöner), der seit einiger Zeit überall zu finden und zu sehen ist, wo man kostenlos vor laufenden Kameras von F- und G-Promis bekocht und begrillt wird! Nein, ich meine den mit dem langen Rüssel und den großen Ohren. Den mit seinen außerordentlich ausgeprägten langen weißen Eckzähnen und der Fähigkeit, pro Zug mal eben 8 bis 10 Liter Flüssigkeit aufzunehmen. Dass er dabei über Infraschall-Laute kommuniziert, die nur entfernt an bayerische Mundart erinnern, weist weder auf die richtige Herkunft noch auf den kleinen blauen knuddeligen Pffft-Schussel aus der Sendung mit der Maus.
- Von RVSpieleland – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=48307701
Denn der ist ja eindeutig blau und nicht grau, nicht wahr?
Na, klingelt’s trotzdem langsam?
Letzter Hinweis: Törööö!
Okay, ich löse es auf:

So oder ähnlich fühlte ich mich jedenfalls am letzten Wochenende nach einem kurzen Blick in Honigraum und Bienenwaage und 6 Stunden später im Spiegel.
Warum? Naja, nicht wegen des Rüssels, der Fähigkeit zu fliegen oder wegen eventueller Ähnlichkeiten zu seinem doch männlich, gut situiert und recht anmmutig wirkenden Bauchansatz, seiner allseits geschätzten Gutmütigkeit oder seines vermutlich immerwährenden optimistischen Wesens. Und auch das mit dem Infraschall bekomme ich nur mäßig und nur bei entsprechender Grippe auf die Reihe. (Da kann ich vielleicht auch mal eine Hörpobe hier einstellen, klingt dann in etwa wie die markant-sonoren und weiche Stimme von Elmar Gunsch bei seiner abendlichen Wettervorhersage, unbedingt mal auf den link klicken, da erzählt er kurz über lila Wetter und Schmerz…)
Zurück zum Thema – es geht hier ja (glücklicherweise) nicht um meine Begabung als Zoo- und Zirkus-Star oder um Synchronstimmen und Sprecher: Nach einem letzten Blick zum Flugloch meinte also eine summende Gesellin wohl, ich hätte genug und etwas zu viel beobachtet und kam schnurstracks direkt auf mich zugeflogen. Körpersprache, Ton und Blick dieser kleinen Rebellin sprachen Bände. Das sah eindeutig nicht nach „Huch, wer bist denn du? Papa? PAPA???“ aus und so kam eins zum andern: Ich habe die kleine Zimtzicke Prinzessin reflexartig mit der Hand abgewehrt und mich wegduckend zurückgezogen.
Ob mir Nachbarn dabei zuschauten und dachten: „Mann, was für ein zuckendes feiges Weichei!“, weiß ich nicht und will ich auch nicht wissen. Aber ich denke und hoffe, die Leser hier werden das verstehen und können das plötzliche, sehr unangenehme und gesteuerte Gefühl der Bedrohung von Leib und Leben und die daraus folgende blitzartige Entscheidung direkt aus dem Hirnstamm (im Unterschied zum größer definierten Stammhirn) zwischen Flucht und Flucht (…) mündend in einer lediglich oberflächlichen Betrachter panikartig erscheinenden Affekthandlung nachvollziehen.
Bei Frauen übrigens soll die Kampf-oder-Flucht-Reaktion Untersuchungen 1985 zufolge ja schwächer ausgeprägt sein, weshalb sie sich in Gefahrensituationen beispielsweise eher schutzbietenden Gruppen anschließt, um ihren Nachwuchs zu schützen. Aber das sei den weiblichen Lesern hier nur am Rande zur persönlichen Einschätzung und Erklärung vieler alltäglicher Verhaltensweisen beider Geschlechter erwähnt und mitgegeben.
Zurück zur Schlacht: Völlig erschöpft nach heftigstem Kampf auf Biegen, Brechen und Überleben endlich in Sicherheit angekommen – die Kollegin war mir tatsächlich noch einige Meter gefolgt – schmerzte meine linke Helix doch ungewöhnlich heftig und während ich in meinen tiefsten Hirnwindungen nach der umgangssprachlichen Bedeutung dieses Begriffes suchte, um ihn dann hier zu verlinken, und mich daüber ärgerte, so heftig ausgeschlagen und offensichtlich überragiert zu haben, entdeckte ich im Spiegel die Überreste des fiesen Angriffs, die noch im Ohr steckten:
Die Moral von der Geschicht‘:
Nicht jede Biene sticht.
Erkennen ist die Kunst dabei,
ob sie dich ungeschoren lässt und frei.
Wenn man sie ordentlich vergrätzt,
und sie es sich ins Köpfchen setzt,
dann hat man meistens schon verloren,
selbst nah vor eig’nen sich’ren Toren
ist man nicht sicher vor der Kleinen
macht’s pieks, tut’s weh – es ist zum Weinen.
Das Ohr schwoll an,
die Nacht war lang,
ein Liegen bloß rechtsseitig möglich,
nur so war Schmerz und Pein erträglich.
Am nächsten Tag – man ahnt es schon,
gesichert waren Spott und Hohn.
Der rückgekehrte Bienenheld,
ein Bild, das jedem gut gefällt,
entstellt, ganz rot und arg geschunden,
das Ohr schwoll ab nach 60 Stunden.
Ich nehm’s mir vor, bei Gott ich schwör‘,
das nächste Mal mit Hut und Schleier!
So schütz‘ ich mein Organ Gehör,
reih‘ mich halt ein in die Weicheier.
[ Rhythmus-Wechsel auf Kreuzreim abab bemerkt? Nicht gut? Okay, dann für alle Fans des Paarreims zurück zu aabb ]
Mal seh’n wer mich demnächst begrüßt
den Büro-Morgen mir versüßt,
mit einem kräftigen Törööö!
dem färb‘ ein Aug‘ ich – grün und bleu…
🙂