2022-11-27 Räuber, Motten und Messer

Einiges hat sich ja schon im näheren Umfeld herumgesprochen, aber für alle anderen und letztlich auch für mich selbst schildere ich nachfolgend einige Ereignisse der letzten Monate, die es wert sind, erwähnt und festgehalten zu werden.

Sei meinem letzten Beitrag im August war ich immer wieder an dem Punkt „Zeit, einen neuen Blogeintrag zu schreiben“, konnte mich aber letztlich stets aufs Neue selbst dazu überreden, dass da ja sicherlich noch einiges schöneres, wichtigeres oder spannenderes hinzukommen würde. Schauen wir also mal kurz chronologisch zurück.

Im September 2022 war der Verlust des Volks 002 wohl die einschneidendste Erfahrung. Das Einfüttern für den Winter hatte bereits begonnen (der Preis für stinknormalen raffinierten Zucker ist von 0,79 EUR auf 1,29 EUR pro kg gestiegen, schon gemerkt?) und ich war bemüht, dabei keine Fehler zu machen:

  • Nicht kleckern,
  • Nur abends füttern, wenn kein Flugbetrieb mehr herrscht,
  • Flugloch verkleinern,

alles Dinge, die mein bisheriges Wissen und die panische Suche nach Ursache und Lösung im Internet so hergeben und die im Allgemeinen als Kardinalfehler bekannt sind. Aber irgendwas hat doch nicht gepasst und so hatten sich hunderte hungrige Mäuler bei diesem Volk eingefunden.

So ging das zwei Tage, bis wir es bemerkten. Die fremden Räuber sind dort eingefallen und haben in kurzer Zeit das Volk so geschwächt und seine Vorräte gestohlen, sodass am Ende nur ein paar verwirrte Bienen auf den leeren Waben übriggeblieben sind. Da half es auch nichts mehr, das Flugloch von zwei auf eine Bienenbreite einzuengen und Zweige und Steine vor das Flugloch zu stellen. Auch ein kurzzeitiger 3-tägiger Verschluss führte nicht mehr zum Erfolg. Am Ende musste ich die Beute ausräumen, die leeren Rähmchen zum Ausschmelzen einpacken und hoffen, dass das direkt daneben stehende Volk 003 unbeschadet bleibt und sich die immer noch fliegenden Räuberbienen an der leeren Beute sattsehen und aufgeben. Auch wenn sie nach neuester Definition wohl nicht wirklich gestorben sind, sondern einfach nur nicht mehr atmen, fliegen, sammeln und summen…

R.I.P Volk002 😦

Und wenn wir gerade beim Sterben sind: Ganz nebenbei hat eine meiner Bienenstockwaagen sporadisch den Geist aufgegeben. Also nicht ganz, sondern nur immer wieder mal, nach etwa 2 bis 4 Tagen war sie nicht mehr erreichbar. Tot. Oder scheintot. DeepSleep sozusagen. Denn nach dem Ab- und Wiederanstecken der Batterie funktionierte sie wieder für weitere 2 bis 4 tage. Glücklicherweise war der Support des Herstellers nach einigen (anstrengenden) Versuchen per Internet-Chat bereit, die Elektronik zu tauschen.

Bienen sind eines, das normale – Zisch – Leben drumherum bekanntlich etwas gaaanz anderes. – Zisch – Auch da hat sich einiges getan, das – Zisch – getan werden musste und keinen Aufschub erlaubte. – Zisch – Während draußen vor Volk001 – Zisch – ein paar hartnäckige Hornissen wie die Geier über dem Kadaver kreisten, um – Zisch – sich im Flug eines meiner Mädels zu greifen,

hörte ich – Zisch – immer wieder dieses komische Zischen aus der Küche. – Zisch – Jeder weiß, so ein außerplanmäßiges Zischen heißt nichts Gutes – Zisch – und so ließ ich die sterbende Hornisse weitersterben – Zisch – und beschäftigte mich der Suche nach der Quelle des Zischens.

– Zisch –

Lange suchen musste ich nicht, so groß – Zisch – ist unser Ostflügel nicht, und der Übeltäter war relativ schnell – Zisch – gefunden: Meine Siebträgermaschine. Also Stecker raus, – Zisch – Gehäuse weggeschraubt – Zisch – und beobachtet – Zisch – woher dieses – Zisch – nervige Zischen kommt (für Ungeduldige ab Sekunde 15):

Zum Glück habe ich in den zwischenzeitlich mehr als 10 Jahren Lebensgemeinschaft mit diesem Maschiiensche (ja, die kommt aus Heidelberg) schon etwas Erfahrungen gesammelt und konnte das Leck selbst beheben. Herrichten und Verräumen des Werkzeugs dauerte fast länger als Ausbau, Säubern und Entkalken der betroffenen Teile. Nun läuft sie wieder und spendet zischfreien Espresso, Cappuccino oder Latte macchiato.

Nach diesen beiden Schocks war höchste Zeit für Erholungsmaßnahmen und ein paar Kilometer weiter im nahegelegenen Schwarzwald hatten wir entschädigende schöne Momente und Gelegenheiten für Detailaufnahmen:

Wenn ich gewusst hätte… So beginnen viele Erzählungen über Geschehnisse im Nachhinein, die – wenn Ursache und Wirkung bekannt gewesen wären – viel Arbeit erspart hätten. In diesem Fall „Wachsmotten„. Was genau das ist und wie sie ihren Lebensunterhalt und ihr manchmal kurzes, aber intensives Dasein gestalten, kann man woanders nachlesen. Ich habe jetzt auch auf diesem Feld einschlägige Erfahrungen gesammelt und weiß, worauf ich künftig achte und was ich unbedingt vermeiden muss:

  • Ausgebaute oder gefüllte Rähmchen nicht in Kartons aufbewahren
  • Das Zukleben mit Kreppband hilft nicht
  • Rähmchen immer schnellstmöglich zur Wachsgewinnung einschmelzen
  • Nie verraten, was man denn schon wieder so lange rumpelnd und fluchend im Keller macht…

Der Plan:
Ich hatte mir vorgenommen, die beim Ausräumen von Volk003 stammenden Rähmchen irgendwann im Winter, wenn es draußen kalt ist und kein Flugbetrieb herrscht, auszuschmelzen und das so gewonnene Wachs für Kerzen oder ähnliches aufzubewahren. Von Wachsmotten hatte ich schon gehört und deshalb – in der Annahme, sie so fernzuhalten – die Kartons mit den Rähmchen fest verschlossen und mit Kreppband zugeklebt.

Wie es wirklich kam:
Von wegen „fernhalten“. Die Mistviecher hatten ihre Eier bereits in die Rähmchen gelegt und fraßen in den dunklen Kartons ganz gemütlich alles fressbare vor sich hin. Sogar das Kreppband. Und als mich wunderte, warum das ein paar Löcher hat und was da in den Kartons knistert und am Häuschen knuspert, fiel ich von den Socken [Achtung, verstörend eklige Bilder, nicht für Jugendliche unter 16 geeignet]:

Also schnell Kartons wieder zu und ins Freie, im Keller alles auf den Kopf gestellt und nach entkommenen Maden gesucht. Danach völlig durchgeschwitzt bis in die späte Nacht hinein auf der Terrasse den Dampferzeuger angeworfen, die Rähmchen in die Schmelztonne gesteckt und alles in 3 Durchgängen ausgeschmolzen. So eine *’§$%&“ !

Es gibt Fehler, die macht man in seinem Leben wohl nur einmal…

Apropos Fehler. Auch das ist passiert, über Monate, und erst im November behoben:

Für manche Männer stellt es sich als Fehler heraus, sich einen Bart wachsen zu lassen. Nicht nur, weil sich Bienen darin verfangen können, sondern weil ein Bart je nach Bewuchs und Alter den Träger ungepflegt erscheinen lässt, ihn noch älter macht, als man(n) eh schon ist und öfter mal juckt – trotz Waschen und Duschen. Wie gut, dass ich das Messer noch nicht weggeworfen habe – welcher Mann würde denn auch ein Messer wegwerfen. Sein MESSER?

Der Blutstiller war natürlich wieder notwendig, nachdem die Klinge doch nicht mehr so scharf war, wie gewohnt. Ich muss wohl wieder mal einen Messerschleiftag einlegen und das 10.000er Schleifstein für die Rasierschärfe herauskramen. Oder mich rechtzeitig daran erinnern, dass ich den hier, mit dem es etwas einfacher und ungefährlicher ist, ja auch noch habe:

So, das war’s für dieses Mal, genug für heute. Demnächst vielleicht noch mit Oxalsäure gegen die winterliche Varroa-Milben kämpfen und auf das Jahresende warten. Nur noch 2 mal duschen, dann ist Weihnachten. Oder Silvester. Je nach Gas-Großlage…

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