Nachdem gestern vermutlich die Königin des schwächeren Volkes zusammen mit einer eindrucksvollen Tausendschaft Bienen unter großer Beachtung abgeschwärmt ist und von Feuerwehr mit Fremdimker hoch oben aus dem Baum eines nahegelegenen Nachbargartens geborgen werden musste, habe ich meine beiden Völker auf eventuelle Verluste durchgeschaut und auf Schwarmtrieb kontrolliert.
Und tatsächlich: Auf den Waben des kleineren Volks, das gerade eben abgeschwärmt war – ich war nicht dabei uns konnte es nicht selbst beobachten -, waren noch 5 Nachschaffungszellen zu finden, die ich gleich ausgeschnitten und entnommen habe.
Hätten sie diese weiterbebrüten können, wäre in Kürze vielleicht nochmal ein Schwarm abgeflogen und zu den ersten 3kg Verlust weitere Bienen entführt. Bei dieser Gelegenheit ist mir auch die neue (?) Königin über den Weg gelaufen. Sie war allein des Wegs im oberen Brutraum unterwegs, ungezeichnet und eventuell auf Erkundungstour, wie viele Zimmer ihre Behausung denn so hat und wo sie demnächst die Eiablage starten könnte, wenn sie von ihrem Jungfernflug zurückkehrt. Denn der steht vermutlich noch aus und sollte – unbestätigten Quellen zufolge – in den nächsten 6 bis 10 Tagen erfolgen. Jedenfalls hat „die Alte“ wohl ihre Bruttätigkeit bereits eingestellt, denn es war nur noch wenig Brut auf den Waben zu sehen. Also mal abwarten, wie und ob sich „die Neue“ bewährt oder ob ich sie noch nach dem Sommer (?) gegen eine Kaufkönigin austauschen muss. Da fällt mir ein: Ich hätte sie ja gleich abfangen und mit einem 2017er Punkt auf dem Rücken zeichnen können – hätte hätte…
Ein Blick in das größere Volk zeigte schon in den letzten Tagen, dass dort wirklich sehr viele Bienen vorhanden sind und der Honigraum gut gefüllt mit Honig ist. Im Refraktometer zeigte sich ja bereits vor ein paar Tagen ein Wassergehalt von unter 20% und immerhin war inzwischen bei mehreren Waben das obere Drittel verdeckelt, also „fertig“ verarbeitet. Sollte ich es wirklich wagen, das erste Mal in meinem Leben eine Honigernte zu starten?
Kurzum, heute morgen also Schleuder, Honigeimer und Entdeckelungsgeschirr gerichtet, Boden mit Folie ausgelegt gegen Honig- und Wachsspritzer, alles peinlichst und mit Heißwasser gereinigt, neue Kiste zum kurzen Transport vom Volk und zurück bereitgestellt und raus an die Beute. Die ersten 4 von 12 Honigwaben aus dem Honigraum entnommen (Bienen abgeschüttelt und abgefegt) und in der Kiste geschützt vor neugierigen Verfolgern (die hängen offensichtlich sehr hartnäckig an ihrem Werk) zurück in die Küche und wie gelesen und gelernt geschleudert. Das ganze ein zweites Mal für weitere 4 von 12 Waben, die restlichen 4 verbleiben im Volk am Rand des Honigraums zum weiteren Reifen und Verdeckeln.
Fazit für gestern: Schwarmkontrolle etwas vernachlässigt und gleich die Quittung bekommen. Aber ich gönne es dem Fremdimker, der zusammen mit der Feuerwehr die Arbeit hatte und hoffe, es geht meinen Bienen bei ihm gut. Ich wäre allein und mit einer Leiter nie da hoch in den Baum gestiegen. Viel zu gefährlich und ich wäre nicht der erste, der da beim herumfuchtelnd, bienenabschlagend und auf die Königin achtend abstürzt. Ein paar Meter weiter unten vielleicht, aber dann hätte ich trotzdem einen weiteren Platz für das dann dritte Völkchen benötigt… Schade, aber so ist es gut.
Ergebnis des heutigen Tags: 12kg eigener Honig. Nichts zusammengemischtes aus irgendwelchen EU-Ländern unter irgendwelchen Bio- oder Nicht-Bio-Umständen mit mehr oder weniger Gewalt und Hygiene geerntet, sondern echte, reine, lokale 12kg Karlsruher Blütenhonig aus Grünwinkel mit viel Liebe und einem Wassergehalt von knapp 19%!
Die Honigverordnung (HonigV) vom 30.06.2015 schreibt maximal 20% Wassergehalt vor – da bin ich auf der sicheren Seite und dürfte ihn wohl „Blütenhonig (Schleuderhonig)“ nennen. Beweisfoto:
Hier noch ein tiefer Blick in den Honigeimer: Keine Angst, der Schaum auf dem Honig sind nur Luftblasen vom Schleudern und Sieben, die sich jetzt noch langsam oben absetzen und nicht mit ins Glas kommen:
Im ersten testweise gefüllten Glas sieht das Ganze so aus:
Nach etwa 2 Stunden Arbeit inklusive Vor- und Nachbereitung im Eimer bin ich ebenfalls im Eimer und etwas erschöpft, aber irgendwie stolz und vor allem seeehr neugierig, wie „unser Honig“ auf dem Sonntagsbrötchen schmeckt…
Und wie geht’s den Bienen? Gerade jetzt sind beide Völker ruhig, eine zaghafte Klopfprobe in der beginnenden Dämmerung wird von beiden Völkern quittiert mit kurzem Rauschen: „Chefin anwesend, Königin zuhause“. Nach diesen zwei sehr ereignisreichen aufregenden und spannenden Tage bringen sie folgendes Gewicht auf die Waage (an der jetzt übrigens 2 neue Fleischerhaken gleichzeitig hängen, damit die sich nicht mehr durchbiegen):
- 22 * 2 = 44kg Volk 1 (BR 1 und 2 und HR auf DNM, geschwärmt am 03.06.2017, gestern noch 24 * 2 = 48kg)
- 32 * 2 = 64kg Volk 2 (BR 1 und 2 auf Zander, HR auf DNM, 12kg erster Honig aus 8 von 12 Waben geerntet am 04.06.2017, gestern noch 37 * 2 = 74kg)
Wer diesen Blog liest und mal auf einen Löffel (oder ein kleines Glas, keine Mengenabgabe, kein Versand) zum Probieren vorbeikommen möchte: Kommentarfunktion für Anfragen und Terminvereinbarung ist offen…
Herzlichen Glückwunsch zum ersten eigenen Honig Herr Rudiger!
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Hallo Herr Rudiger, was macht die Bienenzucht? Sie haben lange nichts mehr geschrieben. War immer so interessant nachzuverfolgen.
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